Peter Hohl

(*1941), deutscher Journalist und Verleger, Redakteur, Moderator und AphoristikerFoto: Peter Hohl

„Jeder Mensch findet ab und zu eine brillante Formulierung. Der Aphoristiker unterscheidet sich von anderen nur dadurch, dass er Papier und Bleistift bei sich hat.“ Dieser Satz steht witzigerweise auf einem Rezeptformular. Als Peter Hohl seinem Hausarzt mit diesen Worten erklären wollte, wie Aphorismen zustande kommen, hatte er nichts zu schreiben dabei …

Dennoch beschreibt der Spruch sehr genau, wie bei dem Autor aus der Rotweinstadt Ingelheim Aphorismen entstehen: Als Roh-Form meist in einem Gespräch, aus dem Bemühen heraus, einen Gedanken möglichst treffend zu formulieren. Und das ist auch kennzeichnend für seine „Wochensprüche“: Vorrang hat der Gedanke; das Wortspiel ist sekundär. Das schließt sprachlichen Schliff freilich nicht aus. Wenn der Gedanke auf dem Papier steht, fängt oft die Arbeit an der Verkürzung, Verfeinerung, Pointierung erst an.

Wie Sprüche entstehen
In seinen Vorträgen zeigt Peter Hohl gelegentlich als Beispiel die folgende Entstehungsgeschichte eines Aphorismus:

Erste Notiz, auf der Rückseite einer Fahrkarte:
Muss man wirklich alle guten Eigenschaften anstreben?
Wird man nicht manchmal untergebuttert, wenn man allzu glatt, allzu stromlinienförmig ist? Allzu bequem für die anderen?

Auf einem weiteren Zettel, ein paar Tage später:
„Wohlschmeckend“ ist z.B. eine gute Eigenschaft. Aber wer sie hat, wird gefressen.

Eine Woche später, nun schon auf einem sauberen Blatt:
„Wohlschmeckend“ ist der Beweis, dass nicht alle guten Eigenschaften von Vorteil sind. Jedes Tier könnte das bestätigen, wenn es noch lebte.

Und schließlich als Aphorismus in einem Buch:
„Wohlschmeckend“ ist der Beweis, dass nicht alle guten Eigenschaften von Vorteil sind, sagte die Suppenschildkröte.

Und weil der Gedanke viele Facetten hat, noch einmal in anderer Form:
Es gibt vier Möglichkeiten, nicht gefressen zu werden: Stärker, schneller, schlauer sein - oder nicht gut schmecken.

Auslöser für eigene Gedanken
Im Idealfall, denkt der Leser dabei genau das, was auf dem ersten Zettel stand. Aber nun sind es seine eigenen Gedanken. Das ist Peter Hohls Credo: Beim Leser Gedanken erzeugen – nicht geistiges Fastfood überstülpen.

„Sie haben meine volle Bewunderung für Ihre Wochensprüche. Sie gefallen mir sehr gut – auch insofern, als sie tatsächlich genau an der Stelle „enden“, wo eigene Gedanken einsetzen. Ich kann nur ahnen, wie viel Arbeit es ist, einen solchen Spruch zu entwickeln“, schrieb ihm der Journalist Sebastian Broeder

Wie bei fast allen Kollegen ist das Schreiben von Aphorismen nicht Hauptberuf. Peter Hohl, Jahrgang 1941 und vielfacher stolzer Großvater, ist Journalist mit Tageszeitungs-, Radio- und Fernsehvergangenheit. Dann Verleger und Herausgeber von Spezialpublikationen für alles, was mit Sicherheit zu tun hat, und Organisator von Messen und Kongressen. Unter den modernen Aphoristikern fällt er vor allem durch die verblüffenden Verkaufszahlen seiner Bücher auf.

Geheimnis des Verkaufserfolgs
„Eine meiner Lieblingsaussagen“, so seine Antwort auf die Frage nach dem Rezept für den wirtschaftlichen Erfolg, „ist ein Epigramm von Eugen Roth:

Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
bemerkte, dass ihm dies missriet.
Weil er es aber selbst gebraten,
tat er so, als sei’s geraten.

Diese Zeilen haben mich nachdrücklich gewarnt, Durchschnittliches durchgehen zu lassen, nur weil man es selbst produziert hat. Und so gibt es gedruckt von mir nur 260 streng ausgewählte Aphorismen, verteilt auf fünf Bücher, aber diese bisher mit einer Gesamt-Auflage von 110.000 Stück.“

Der größte Grund zur Freude?
„Als ich vor ein paar Monaten erfuhr, dass eine junge Dame aus Russland am Lehrstuhl für deutsche Sprache der Universität Kemerovo in Sibirien ihre Diplomarbeit über meine Aphorismen geschrieben und mit Auszeichnung bestanden hat!“

Und Peter Hohls Lieblingsaphorismus?
Nicht einer, sondern mehrere, die ich gern in Berlin an einige Hauswände hängen würde. Zum Beispiel: „Bevor du ein Übel beseitigst, vergewissere dich sorgfältig, dass es sich nicht um das kleinere handelt!“

Peter Hohls illustrierte Aphorismen gibt es wöchentlich frisch unter www.wochensprueche.de, einige seiner sonstigen Aktivitäten unter www.secumedia.de, www.security-forum.de oder www.secupedia.info.

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