Walter Ludin

(*1945), Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor, Mitglied des franziskanischen Ordens der KapuzinerFoto: Walter Ludin

Nur wer sich tierisch freuen kann, lebt menschlich.
Walter Ludin, (*1945), Schweizer Journalist, Kapuziner, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor

Kurzgefasster Lebenslauf:
„Haben Sie schon immer geschrieben?“, fragte mich mal eine Bekannte. Ich musste gestehen: „Ich wurde als Analphabet geboren – und überdies als Heide.“ Mein Heidentum wurde – wie es in katholischen Familien damals üblich war - im November 1945 kurz nach meiner Geburt durch die Taufe beendet. Geboren wurde ich in Sursee – in der Heimat von Hans Küng – im Krankenhaus (das heute als Pflegeheim dient. Vielleicht schliesst sich der Kreis irgendwann!!) Nach der obgenannten Taufe wurde ich sogleich nach Grosswangen transferiert, ein Dorf, das kleiner ist als sein Name. Aufgewachsen bin ich auf einem bescheidenen Bauernhof, zusammen mit Tieren – was vielleicht meinen eingangs zitierten Lieblings-Apho erklärt. In meinem ersten Schulzeugnis steht „sprachlich rückständig“ – was nicht unbedingt eine schriftstellerische Zukunft in Aussicht stellte. Ich schreibe ohnehin nur, weil ich nichts anderes tun kann! Allerdings, predigen kann ich auch noch. Immerhin schläft mein Auditorium nur selten ein. Eher verlässt man die Kirche, weil ich provoziere ... Aber ich habe hier meinem Lebensfluss etwas vorgegriffen: Nach der Abitur (in der Schweiz Matura genannt) trat ich in den franziskanischen Orden der Kapuziner ein. Nach Abschluss des Theologiestudiums fragten mich die Obern, ob ich Journalistik studieren wollte. Sie wussten eben, dass ich nichts kann ausser Schreiben …

Wie es weiterging:
Ich schloss mein Journalistikstudium in Freiburg, Schweiz, glorreich mit einem Streik ab. Wir streikten, weil wir ein besseres, anspruchsvolleres Studienangebot wollten. Ich galt als Streikführer, weil ich zuvor Sprecher der Studierenden war. Seit 1977 lebe ich im Kapuzinerkloster Wesemlin, Luzern. Gewöhnlich ziehen wir Kapuziner schon nach ein paar Jahren weiter. Aber offenbar wollte mich kein anderes Kloster. Hier in Luzern teile ich mein Zimmer mit Balu, einem grossen und sehr lieben Bären. Er macht meine Arbeit am PC, wenn ich nicht zuhause. (Preisfrage: Welche Sprüche sind von ihm?) Abwesenheiten kommen öfters vor, da ich als Journalist u.a. die Eine-Welt-Zeitschrift ite der Schweizer Kapuziner redigiere und hin und wieder in die weite Welt ziehen muss, um Infos zu sammeln. So war ich schon auf allen Kontinenten, ausser in der Antarktis, weil ich die Sprache der Ureinwohner, das Pinguinesisch, nicht verstehe.

Erste Aphos
Schon während des Theologiestudiums schrieb ich ein paar wenige Aphos. Einige wurden in der Verbandszeitschrift des Schweizerischen Studentenvereins, in der „Civitas“ veröffentlicht. Dann meldeten sich bei mir während Jahrzehnten keine Sprüche mehr. Irgendwann war es wieder so weit. Wenn ich mich recht erinnere war es vor 25 Jahren, als ich erstmals als Tourist und Touristenseelsorger auf Kreta war.

Wie kommen die Aphos zu mir?
Nach einem (???) Glas Retsina (geharzter griechischer Weisswein) fallen mir auf Kreta jeweils die besten Sprüche ein; ebenfalls bei nächtlichen Spaziergang auf der Mole im alten venezianischen Hafen. Wenn beide Voraussetzungen zusammenfallen, bin ich kaum zu bremsen …

Grösster Erfolg?
Schwer zu sagen. Vielleicht im letzten Herbst die Vernissage meines vierten Apho-Büchleins „Sticheleien“. Der grosse Speisesaal unseres Klosters war übervoll. Was mich am meisten ehrte: Peter E. Schumacher, bekanntlich einer der „Väter“ von www.aphorismen.de, war extra aus Bielefeld angereist, im Schneegestöber.

„Produktionsweise“
Ich trage immer eine leere Karteikarte auf mir. (Nach Kreta nehme ich eine grosse Beige mit.). Auch wenn es mitten auf der Strasse ist: Wenn mir ein Spruch einfällt, schreibe ich ihn stenographisch auf und lege ihn zuhause in eine Schublade. Fast jeden Monat übertrage ich Aphos auf eine A-4-Seite und verschicken sie einigen Zeitungen und Zeitschriften; und selbstverständlich auch Peter für www.aphorismen.de

Wie viele Bücher?
Ich warf einige Sachbücher auf den Markt: z.B. theologische, etwa über christliche Basisgemeinden (als Herausgeber) oder das Geschenkbuch „Franz von Assisi für Ungläubige“; dann auch Büchlein im Bereich „Lebenshilfe“ (zwei zum Thema „Gelassenheit“). Betr. Apho-Publikationen habe ich vorhin etwas übertrieben, wenn ich von vieren schrieb. Tatsache ist: 1 + 1 + ½ + ½ (die beiden letzten zusammen mit Anke Maggauer-Kirsche).

Pläne für die Zukunft:
Hin und wieder ein neues Büchlein. Und in grösserer zeitlicher Perspektive: Dass in, sagen wir mal, 100 Jahren, wenigstens noch ein Spruch von mir unter der Menschheit zirkuliert.

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