Stefan Fleischer

(*1938), Rentner, vorher Organisator einer GroßbankFoto: Stefan Fleischer

»WER ich bin steht in meinem Pass, WAS ich bin weiss nur Gott allein.«

Trotzdem will ich hier versuchen, die Neugier meiner Leser zu befriedigen.

Geboren bin ich am 11. Juni 1938 in Kreuzlingen am Bodensee. Meine beiden Grossväter waren aus Hamburg bzw. Dresden in die Schweiz eingewandert. Unsere Familie liess sich 1950 einbürgern. Nach der Primarschule und einem Gymnasium ohne Abschluss versuchte ich mich eine Saison lang als Liftboy in einem Hotel in Luzern, als Angestellter einer Speditionsfirma in Basel, dann in einem Industriebetrieb in Kreuzlingen und schlussendlich im Bankgewerbe in Kreuzlingen, Biel und Bern. Dort wurde ich über Kassier, interner Revisor, Organisator schlussendlich doch noch »jemand«, nämlich Prokurist in der Organisationsabteilung einer Grossbank. Ich bin verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern und nun schon seit über zehn Jahren pensioniert. Seit 1985 wohnen wir in unserem Haus in Biel.

Doch was bin ich eigentlich? Aphoristiker? Sicher nicht. Schriftsteller? Auch das kann ich nicht sagen. Am besten passt vielleicht, was ich kürzlich im Bus auf der Mütze eines Mannes gelesen habe: »zufriedener Rentner«. Zufrieden bin ich, weil mir eigentlich nichts fehlt, oder besser gesagt, weil ich versuche, nichts zu vermissen, was ich nicht habe. Zufrieden bin ich auch, weil ich mir meinen Jugendtraum vom Schreiben doch noch erfüllen konnte. Und besonders zufrieden bin ich, weil es mir schlussendlich gelungen ist, eine gewisse persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen. In diesem Sinn kann ich sagen, ich bin Christ, römisch-katholischer Konfession, von Jugend an, seit etwa dreissig Jahren bewusster, intensiver.

Geschrieben habe ich eigentlich immer gerne, gearbeitet, auch an meinen Texten gearbeitet, eigentlich weniger. In jungen Jahren habe einmal von einer Journalistenkarriere geträumt und selbstverständlich davon, einmal einen Roman zu schreiben. Dazu war ich schlussendlich zu bequem. Leserbriefe wurden ein Hobby von mir. Es reizte mich, meine Gedanken in wenigen Sätzen prägnant zu formulieren. Mein erstes Werk aber ist erst nach meiner Pensionierung erschienen, »Heiligkeit für Anfänger«, der Versuch, mich selber, und vielleicht auch andere, auf dem Weg mit und zu Gott zu führen.

Über die Leserbriefe und dann auch über mein Büchlein wurde ich in viele Diskussionen verwickelt, unter anderem auch mit Pater Ludin. Seine Aphorismen reizten mich, ihm in dieser Form zu antworten. So kam ich auf den Geschmack. Über ihn fand ich auch auf diese Seite. »Gott ist katholisch Er ist der Allumfassende« ist ein Auszug aus diesem Schaffen.

Und nun, was will ich noch werden? Vor vielen Jahren sagte mir einmal jemand, ich sei ein Mystiker. Damals habe ich mich Händen und Füssen gegen diese Klassifikation gewehrt. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich habe im Verlauf meiner Arbeiten gemerkt, dass Mystik weit mehr mit Verstand zu tun hat, als mit dem Gefühl. Die Basis des Glaubens ist der Verstand. Mystik aber ist, mit dem Glauben verstehen.

Aus diesen Gedanken heraus, und bei der Betrachtung des Altarbildes der Krypta der Kirche St. Marien in Biel/Bienne (Schweiz), entstand schlussendlich mein drittes Büchlein: "Gottes Kraft und Gottes Weisheit, eine kleine Kreuzesmystik". Die Erfahrung zeigt nun, dass zwar Mystik im Allgemeinen noch ziemlich gefragt ist. Das Kreuz aber scheint zu einem Tabuthema in unserer Welt, selbst in unserer Kirche geworden zu sein. Die meisten, denen ich dieses Werk geschenkt habe, wagten es nicht, sich dazu zu äussern.

Inzwischen bin ich alt geworden. Eine Alzheimererkrankung hat meinen Schatz (meine Frau) in ein Heim geführt. Unser Haus ist verkauft. Ich wohne nun allein in einer Siedlung 60plus in Grenchen. Das Schreiben von Aphorismen aber ist mir, Gott sei Dank, noch nicht vergangen.

Anfangs der Fastenzeit 2013 fragte mich meine Tochter, weshalb ich mit meinen Aphorismen nicht einen Twitter mache. Gesagt, getan. Alle zwei bis drei Tage erschien ein Spruch. Am Ende dieser Zeit reifte der Gedanke, diese zu ergänzen und so als "Getwitter zur Fastenzeit" herauszugeben. Der Twitter ist – mit Unterbrüchen – seither aktiv. Wie lange noch weiss ich nicht.

Ein wahrscheinlich letztes Werk erschien 2017 noch "Gottesbeziehung heute". Es ist die Weiterführung meiner beiden anderen Textbüchlein, sodass nun so etwas wie eine Trilogie zum Thema geworden ist. "Darüber wollen wir Dich ein andermal hören." (vgl. Apg 17,32) dürfte wohl auch das Schicksal dieses Werkes sein. Meine bisherigen diesbezüglichen Erfahrungen habe ich in meiner Aphorismensammlung zusammengefasst mit:

"Viele Menschen suchen Gott, aus lauter Angst ihn zu finden."

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