Gedicht zum Thema: Allerheiligen, Allerseelen
Gedanken an Allerheiligen
„Es gibt für alles eine Zeit…“ –
die weisen Wort Salomos
begleiten uns ein Leben lang
mit einer stillen Traurigkeit.
Bereit zu sein zu stetem Abschied –
vom frohen Übermut der Jugend,
vom Duft der Veilchen und Narzissen,
von einem kleinen Frühlingslied,
vom erntereifen Weizenfeld,
der Blütenpracht auf Sommerwiesen,
den Tagen voller Sonnenglut,
den Kindern, die zieh’n in die Welt,
auch von des Herbstes buntem Kleid,
dem Wind der kahlen Stoppelfelder,
von manchem Freund, der vor uns ging,
den wir gekannt seit langer Zeit.
Zum Ende neigt sich nun das Jahr.
Die Nebel ziehen übers Land.
Ganz lautlos tanzen erste Flocken,
und Raureif färbt jetzt weiß das Haar.
Bald lässt der Schnee das Leben darben.
Es heißt, endgültig Abschied nehmen
von Frühlingsduft und Sommerglück,
auch von des Herbstes goldnen Farben.
Denn nichts im Leben ist von Dauer,
nicht herzensguter Eltern Sorge,
nicht Liebesglück noch Kinderlachen –
im Glück weint leise schon die Trauer.
(*1941), Lehrerin in Ruhestand