Gedicht zum Thema: Welt
Weltschmerz
Wenn ich des Lebens Sinn erwäge,
Wie Alles ging, wie Alles kam,
Erzählen mir die bangen Schläge
Des Busens von verborg'nem Gram.
Für ewig will in's Herz sich pressen
Ein Weh, dem vor der Sprache graut, –
In's Nichts versinkt und in's Veressen,
Was sich erlöst im Schmerzenslaut.
So trägt die Welt mit stummem Schmachten
Ihr unermeßlich Jammerloos,
Der Schönheit Werk, des Weisen Trachten
Ist nach dem Wort ein Ringen blos.
Die Welt ist Schmerz, der unermessen,
Sie sucht das Wort, das ihn umspannt,
Und sinkt in's Nichts einst und Vergessen,
Wenn das Erlösungswort sie fand.
(1821 - 1902), eigentlich Heinrich Landesmann, österreichischer Schriftsteller und Essayist
Quelle: Lorm, Gedichte, 1870