Gedicht zum Thema: Armut
Magere Tage
Die Stehlampe ist defekt! Die Wand
braucht einen neuen Anstrich. An
der Decke baumelt nur eine Birne.
Die Fenster sind ohne Vorhänge.
Das Regal in der Ecke wackelt.
Der Teppich zeigt was Alter ist.
Der Schrank ist ohne Türen. Und
ich höre Musik. Und denke mir:
„Kommt Zeit! Kommt Rat!“
Das Konto ist im Minus! Die
Kleidung ist voller Löcher. Die
Rechnungen sind wie Rätsel.
Die Inkasso hat Fragen! Der
Kühlschrank zeigt Ebbe. Die
Waschmaschine ist im Eimer.
Dem Herd hilft auch kein Strom
mehr. Und ich sitze in der Ecke.
Und sage mir: „Abwarten! Tee
trinken!“
Die Freunde haben keine Zeit mehr.
Reisen bleiben jetzt Phantasie. Für
Cafés fehlt auch das Geld. Das
Essen wird zum Luxus. Feste gibt
es nur noch im Kino. Geschäfte
sind nun eine fremde Welt. Und
die Politiker sagen, habt Kraft.
Und ich sitze im Park. Und denke
mir: „Lebe klar! Lächle!“
Ich trinke einen Tee! Und sehe mir
mein Leben so an. Mit Reisen und
Büchern. Mit Arbeit und Geld. Mit
Träumen und Liebe. Erinnerungen
an Tage wie Siege. Voller Zauber
und Ideen. In einem Land voller
Könige. Heute, sehe ich da nur
noch Bettler. Und ich frage mich:
„Warum!“
(*1956)