Lexikon: Fabel

Fabel, [von lateinisch fabula Erzählung, Sage], epische Kurzform.
Die Fabel ist eine in Vers oder Prosa verfaßte, meist kurze Erzählung mit lehrhafter Tendenz, in der zumeist Tiere (aber auch Pflanzen) menschliche Verhaltensweisen und Eigenschaften verkörpern

In ihrem antithetischen Aufbau (gegensätzliche Positionen zweier oder mehrerer Tiere), in der Darstellung einer dramatischen Handlungsumkehr und der Ausrichtung auf eine Schlußpointe zielt die Fabel auf Versinnbildlichung einer allgemein gültigen Sentenz, auf eine religiöse, moralische oder praktische Belehrung oder Kritik.

Fabeln finden sich im volkstümlichen Erzählgut vieler Völker. Als Vater der europäischen Fabel gilt der legendäre Äsop. Als mittelalterliche Schullektüre waren lateinische Sammlungen in Europa verbreitet.
Nach großer Beliebtheit in Humanismus und Reformation (H.Sachs) wurde die deutsche Fabel erst im 18.Jahrhundert (Aufklärung) wieder belebt, während Jean de La Fontaine im Jahrhundert davor die französische Fabel zum Höhepunkt literarischer Kleinkunst entwickelte. An die Stelle der moralischen Belehrung trat nun die Betonung bürgerlicher Lebensklugheit.
Als deutsche Fabeldichter ragen F. von Hagedorn, C.F. Gellert und J.W.L. Gleim hervor. Der auf die äsopische Tradition zurückgreifende G.E. Lessing beschloß zugleich die Entwicklung der deutschen Fabel im 18. Jahrhundert.

© 2003 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus

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