30 Zitate und 16 Gedichte von Tilly Boesche-Zacharow.
Dankbare Menschen sind glückliche Menschen.
Warum wollen so wenige glücklich sein?
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Wer nach den Sternen greift, hat sich damit abgefunden,
seine irdische Heimat verloren zu haben.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Ein technischer Kundschafter (Roboter) im All beweist eigene Intelligenz,
wenn er sich selbst abschaltet und somit zum menschlichen Fehlschlag wird.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Die ständige Zunahme seiner Anmaßung wuchert im Menschen wie eine Krebsgeschwulst, bis sie ihn zum dümmsten Lebewesen mutiert. Er vernichtet die ihm zugedachte Umwelt und – damit sich selbst.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Unterschied
Der Mensch, er hält sich für tradiert,
wenn er des Nachbarn Slang studiert.
Und wenn er dessen Worte wählt,
fühlt er sich fast mit ihm vermählt.
Doch Vokabeln, falsch verstanden,
schwer den Weg ins Inn're fanden –
Hier gären sie und drechseln,
um ins Gegenteil zu wechseln.
So entsteht der Unterschied
zwischen verfault und abgeblüht.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Die Jahreszeiten des Lebens
Es zeichnet ab sich Ewigkeit
im Gleichnis von des Menschen Zeit,
denn schon die kleinste Lebenstour
zeigt unbedingt aufs Ew'ge nur.
Musst du in des Frühlings Sprießen
deine jungen Augen schließen,
wirst du sänftiglich geleitet
zu einem Lenz, der ewig läutet. –
Und wer in Sommers hoher Glut
die letzten Atemzüge tut,
an dem bleibt auch im nächsten Leben
der Saft gleich Honig ewig kleben.
Wird es im Herbste nach dir greifen,
verbleibst du im Genuss des Reifen. –
Darfst dich an ew'ger Frucht erlaben.
Sei dankbar für so große Gaben.
Der Winter kommt, und es wird Nacht.
Ein langes Leben ist vollbracht.
Nach allem diesen vielen Tun
darfst du in Ewigkeit nun ruhn.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Traumbrücken
Es bau'n manchmal sich Brücken, aus Träumen gewebt.
Ich kenn solch Entzücken, ich hab es erlebt.
Es hebt aus Miseren, aus Tränen und Schmerz
in höhere Sphären das weltwunde Herz.
Noch rinnen dir Tränen ob deinem Verzicht,
noch drückt dich das Sehnen wie Zentnergewicht,
Da siehst du was schweben vom Himmel herab,
als würd dir gegeben zum Wandern ein Stab.
Es sind die Gedanken, die einst nicht gereiften,
gleich wachsenden Ranken die Sinne nur streiften.
Mit tastender Krücke, gleich wie geartet,
betritt nur die Brücke, die stets dein hat gewartet.
Gedanken an Vieles, was du mal geliebt,
sei Zielpunkt des Spieles, das niemand dir trübt.
Die Brücke aus Träumen, das weiß ich genau,
bringt ohne lang Säumen die richtige Schau.
Auf der Mitte der Brücken könnt'st du mir begegnen.
Das würd mich beglücken, ich würde dich segnen.
Ich war lange allein. Doch nun bist du da.
Jetzt sind wir zu zwei'n. Im Traum es geschah.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Toleranz ist das heiße Bemühen, sich für etwas zu erwärmen,
das einen im Grunde kalt lässt.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Leistung
Wer sich scheut, die Hand zu regen,
wird auf der Welt auch nichts bewegen.
Erst die Leistung zu erbringen,
lässt im Korb Erwerbe klingen.
Niemand als nur du allein
hörst in das eig'ne Ich hinein.
Drum lass es sein dir dran gelegen,
Urteil nur für dich zu geben.
Über andre Urteil fällen,
wird oft die eignen Ohren prellen.
Es stirbt manch Fuchs in seinem Bau
meistens durch 'ne Eigenshow.
Alles, was dies Verslein schmückt,
großartig ist's ausgedrückt:
Eines Dichters holder Wahn
fängt meistens bei sich selber an!
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin
Denken
War's fürwahr ein göttliches Geschenk,
als man zum Menschen sprach: Geh hin und denk?
Als Ergebnis hat's ihm eingebracht,
er muss nun denken, Tag und Nacht.
Der Ideen gibt es viele,
schlecht und recht sind nun im Spiele.
Doch wie lässt es sich erreichen,
ihnen auch mal auszuweichen?
Auf welches Knöpflein könnt man drücken,
um das Denken auszuklicken?
Wie könnte man es denn wohl tun,
dass auch die Gedanken einmal ruhn,
um sich vielleicht mal auszuschlafen,
wenn sie auf 'nen Tiefstand trafen?
Manchmal könnt man sich sein Denken
doch fürwahrlich wirklich schenken.
Doch unaufhaltbar, nicht zu stillen,
Gedanken stets den Kopf erfüllen.
Grad dacht ich: Jetzt denk ich nicht!
Da war's schon da – dieses Gedicht.
© Tilly Boesche-Zacharow
(*1928), deutsche Schriftstellerin