10 Zitate von Rudolf Borchardt.
Wir nennen Literatur, das Wort im weitesten Sinne genommen, die Summe der geistigen Produktion einer Zeit, soweit als sie durch den Druck oder die Bühne sich verbreitet, mit Ausschluß aller Erörterung, die eine technische, das heißt terminologisch begrenzte Sprache redet.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat
Wo die Welt und das Bild der Welt im Bedürfnisse aneinanderhangen,
nicht wo sie in die gleiche Form gezwängt sind, besteht Kultur.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat
In Wahrheit ist kein Nachdruck zu stark für den Satz, daß niemals der einzelne und niemals durchs Mittel der Gemeinde Kultur geschaffen hat; nur dafür, daß durch solche Kräfte Kultur zersetzt worden ist, gibt es Beispiele.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat
Aufatmen läßt uns das Lebendige nie. Ja, jene höchsten Momente unserer Existenz, in denen eine ungeheure Freude, ein leidenschaftliches Glück, ein tiefstes Ungestüm unserer Seele uns in aller Nähe zugleich die wundervolle Spiegelung der Ferne, im Gröbsten ewige Gestalt umfangen läßt, sind doch nicht mehr als karge Durchblicke in die wahre Welt statt der wirklichen, die geahnte und still gewußte, statt der handgreiflichen, die klare statt der verworrnen.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat. Originaltext
Niemandem zu Liebe, niemandem zu Leide wirft die Literatur täglich den grenzenlosen Schwall leerer Möglichkeiten des Daseins aus, den wir gewohnt sind und zu vermissen die wenigsten unter uns bereit sein werden.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat
Damit Geheimnis unter den menschlichen Geschlechtern nicht ausstirbt, sind Dichter da. Sie sind das einzige völlig Unzerstörbare was die Erde hervorbringt: wo ihre Person zu schwach ist, Unsterblichkeit durch die Jahrtausende zu tragen, geben sie die göttliche Last an Stärkere ab und so bleibt, was nicht wieder verloren gehen darf.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten am 8. September 1902 zu Göttingen. Instaurando Restaurat
Wenn jedes Volk an sich und ein jegliches in jeder seiner geschichtlichen Unheilszeiten führbar gewesen wäre, so böte die aus Geschichts-Tagen und Geschichts-Nächten gemischte Menschheitsgeschichte ein wesentlich einförmigeres Bild als das uns bekannte. Es gibt eben, nehmen wir es hin, unführbare Völker und unführbare Zeiten.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Führung. Öffentlich gehaltene Rede in Bremen, am 2. Januar 1931
Ohne die Leidenschaft, die vulkanischer Natur ist, auch wo sie Nüchternes zu bewirken scheint, sind wir verloren.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede, gehalten am 8. Februar 1929 in Bremen
Haben Sie nicht in erregten Zeiten Ihres Lebens diesen Drang sich auszudrücken um jeden Preis … als eine leidenschaftliche Gewalt in sich steigen fühlen und dabei geahnt, daß Ihnen wohl Urkräfte mitgegeben seien …, eine wortlose Sprachmacht, die das Leben zu entbinden Ihnen schuldig bliebe? Diese Sprache vor der Sprache und aller Sprache ist es, die der Dichter und die Poesie mit Ihnen teilt – aus dieser Gewalt stammt das Wort, dessen er sich bedient und das er handhabt.
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Das Geheimnis der Poesie. Rede, öffentlich gehalten an der Universität Berlin, 15. Dezember 1930
Alle Entwicklung ist in sich ewig maßlos und unaussprechlich, da und nicht da, höchst lebendig und höchst schattenhaft in einem […].
Rudolf Borchardt (1874 - 1945), deutscher Schriftsteller, Lyriker, Übersetzer und Redner
Quelle: Borchardt, Reden. Rede über Hofmannsthal, öffentlich gehalten in Göttingen, am 8. September 1902