13 Zitate und 127 Gedichte von Kristiane Allert-Wybranietz.
Seit ich die Grenzen, die man mir setzte, nicht mehr anerkenne, nicht mehr als Grenze erlebe, spüre ich erst, wie stark ich bin ... wie grenzenlos ich sein kann.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Liebeserklärung realistisch
Ich bin bereit, mit Dir Wege zu suchen, die wir gehen können. Nicht bereit bin ich, Deinen Weg mit Verständnis zu pflastern und damit so beschäftigt zu sein, daß ich von meinem Weg abkomme.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Entdornte Rosen werden heute längst gezüchtet.
Sie sind nicht natürlich, aber bequem: Sie stechen nicht.
Du hast mir meine Fehler und Schwächen – aus deiner Sicht –
aufgezählt und gewünscht daß ich sie ändere.
So kam unser Abschied – zwangsläufig –
denn deine Rose ohne Dornen wollte ich nicht sein.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Fassade
Ich kannte mal jemanden,
der sah von allen Seiten
wunderschön aus.
Atemberaubend.
Makellos.
Von vorne.
Von hinten.
Von links.
Von rechts.
Von oben.
Von unten.
Nur nicht von innen.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Als ich noch still sein mußte,
wenn Erwachsene sich unterhielten,
freute ich mich darauf,
endlich mitreden zu dürfen. –
Nur fehlen mir
heute leider
oft die Worte.
Und ich verstehe nicht,
warum ich damals
nichts sagen durfte,
denn Lügen –
das konnte ich als Kind
schon ganz gut.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983
Am Straßenrand
Sauerampfer färbt das Feld rotscheinend.
Farben fließen ineinander, ergeben Harmonie von weiten Wiesen.
Und wir zerschneiden diese Landschaften
mit grauen Straßenbändern,
auf denen wir - zu schnell für unser Auge -
dahin rasen in unseren Autos.
Wohin so eilig, Mensch?
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983
An einen, den ich liebgewonnen habe
Anfangs warst du ein Stern,
einer von vielen,
an meinem Himmelszelt.
Inzwischen bist du
ein Mond geworden
mit einer
unheimlich starken
Anziehungskraft.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983
Beton
Viele Menschen wollen eine ebene und glatte Fläche sein,
doch immer wieder sind sie reingetappt
in das frisch gegossene Vorsatzfundament.
Die Fehlerfußspuren und Schwächenabdrücke
aber wurden stets wieder überbetoniert.
Ganz unten, unter vielen Schichten von Beton,
da liegt dann der Mensch
und kommt nicht mehr zum Vorschein.
Betonier Dich nicht weiter zu!
Arbeite an Deinen Fehlern!
Steh zu Deinen Schwächen!
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983
Der Stein der Weisen
Ich suchte an allen Stränden meiner Welt,
schaute alle Wege entlang,
ihn am Rand zu entdecken.
Ich klopfte in den Steinbrüchen herum,
untersuchte sogar die Steine,
mit denen man nach mir warf.
Beinahe jeden Stein hebe ich auf,
betrachte ihn von allen Seiten.
Währenddessen
lachen die Weisen mich aus.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983
Einsamkeit, negativ
Musikgesprächsrauschschwadenstimmung,
viele Menschen laufen
nebeneinander her
allein
inmitten vieler.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Liebe Grüße. Neue Verschenktexte, Lucy Körner Verlag 1983