17 Zitate und 10 Gedichte von Andreas Gryphius.
Augenblick
Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa mögen kommen;
der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in acht,
so ist der mein,
der Zeit und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Die Nacht ist nicht des Menschen Freund.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Der Ruhm, nach dem wir trachten,
Den wir unsterblich achten,
Ist nur ein falscher Wahn.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Quelle: Gryphius, Gedichte. Aus: Vanitas! Vanitatum Vanitas! 1643
Der Adel verpflichtet, die Pflichterfüllung aber adelt.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Zeuch hin betrübtes Jahr! Zeuch hin mit meinen Schmerzen!
Zeuch hin mit meiner Angst und überhäuftem Weh!
Zeuch soviel Leichen nach! Bedrängte Zeit vergeh
Und führe mit dir weg die Last von diesem Herzen!
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Nichts ist, was ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Ungläubigen die Wahrheit preisen,
heißt Blinden schöne Dirnen weisen.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Am Ende
Jedoch was klag ich dir? Dir ist mein Leid erkannt.
Was will ich dir entdecken,
Was du viel besser weißt:
Die Schmerzen, die mich schrecken,
Die Wehmut, die mich beißt,
Und daß ich meinem Ziel mit Winseln zugerannt?
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
An eben selbige
Sie, dennoch sie, mein licht! sie wil beständig seyn.
Ob die zeit sich gleich verändert und die sonne sich versteckt
Und die wüsten felder trauren und das feld mit schnee bedeckt,
Sie dennoch (wie sie schreibt) geht kein verändern ein.
Die bäume sind entblößt, das wasser hart als stein,
Der palläste göldne spitzen sind mit grauem reiffleckt,
Aller blumen welcke blätter, die durchbeiste kält erschreckt.
Nur ihre rose steht in frischem glantz allein;
Warum doch wil ich hier verziehen,
Wo nichts denn unlust ist und kalte winter-lufft,
Weil sie mir noch, mein licht! zu ihren rosen rufft?
Ade! ich muss von hinnen fliehen.
Wer länger schmachten wil in scharffer frostes-pein,
Wenn ihm der frühling rufft, muss es nicht würdig seyn.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Wie eine Rose blühet
Wenn man die Sonne siehet,
Begrüßen diese Welt,
Die eh der Tag sich neiget,
Eh sich der Abend zeiget
Verwelkt und unversehens abfällt.
So wachsen wir auf Erden,
Und hoffen groß zu werden,
Und schmerz- und sorgenfrei,
Doch eh wir zugenommen,
Und recht zur Blüte gekommen,
Bricht uns des Todes Sturm entzwei.
Auf, Herz! Wach und bedenke,
Daß dieser Zeit Geschenke
Den Augenblick nur dein!
Was du zuvor genoßen,
Ist als ein Strom verschossen.
Was künftig – wessen wird es sein?
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker