10 Zitate und 15 Gedichte von Karoline von Günderode.
Die wahre echte Liebe ist meist eine unglückliche Erscheinung, man quält sich selbst und wird von der Welt misshandelt.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Quelle: Günderode, Allerley Gedanken, entstanden um 1802/03, Erstdruck 1922
Opfer nicht und Zauberworte
Dringen durch der Erden Pforte,
Erhörung ist nicht hier.
Das Ungeborne ruhet hier verhüllet,
Geheimnisvoll, bis seine Zeit erfüllet.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Quelle: Günderode, K., Gedichte. Aus: Des Wanderers Niederfahrt. Erdgeister
Wer irgendeine Art von Religion zur Stütze seiner Sittlichkeit bedarf, dessen Moralität ist nicht rein, denn diese muß ihrer Natur nach in sich selbst bestehen.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen lieb gewinnen,
Oh! den tröste nicht,
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu geboren:
Jene sind's doch nicht.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Es ist wunderbar, daß alle geistigen Genüsse durch Mitteilung vermehrt werden. Geben und reicher werden durch Geben!
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Hochrot
Du innig Rot,
Bis an den Tod
Soll meine Liebe Dir gleichen,
Soll nimmer bleichen,
Bis an den Tod,
Du glühend Rot,
Soll sie Dir gleichen.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Zwei Augen wie Sterne
Die sähen so gerne
Das wonnige Licht,
Und dürfen es nicht;
Die hellen Karfunkeln
Die könnten verdunklen
Das sonnige Licht,
Und dürfen es nicht.
O Liebesverlangen!
In Kerker gefangen,
Sind die Augen so minniglich,
Die Lippen so wonniglich,
Die Worte die milden,
Die Locken so gülden,
Es bricht mir das Herz
Vor Leidmuth und Schmerz.
Ich sehe bis an den Tod
Die Lippen rosinroth
Und sollt ich nimmer genesen,
Dächt ich doch an ihr minniglich Wesen,
An ihr Blicken so mild,
An das schönste Frauenbild,
Und sollt ich Schmach und Tod erwerben
Das Mägdlein minnt ich und sollt ich sterben.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Quelle: Günderode, K., Gedichte. Aus: Melete. Valorich. Originaltext
Aegypten
Blau ist meines Himmels Bogen,
Ist von Regen nie umzogen,
Ist von Wolken nicht umspielt,
Nie vom Abendtau gekühlt.
Meine Bäche fließen träge,
Oft verschlungen auf dem Wege
Von der durst'gen Steppe Sand
Bei des langen Mittags Brand.
Meine Sonn', ein gierig Feuer,
Nie gedämpft durch Nebelschleier,
Dringt durch Mark mir und Gebein
In das tiefste Leben ein.
Schwer entschlummert sind die Kräfte,
Aufgezehrt die Lebenssäfte;
Eingelullt in Fiebertraum
Fühl' ich noch mein Dasein kaum.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Der Caucasus
Mir zu Häupten Wolken wandeln,
Mir zur Seite Luft verwehet,
Wellen mir den Fuß umspielen,
Thürmen sich und brausen, sinken. –
Meine Schläfe, Jahr' umgauklen,
Sommer, Frühling, Winter kamen,
Frühling mich nicht grün bekleidet,
Sommer hat mich nicht entzündet,
Winter nicht mein Haupt gewandelt.
Hoch mein Gipfel über Wolken
Eingetaucht im ew'gen Äther
Freuet sich des steten
Lebens.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin
Das geliebte Herz
Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu gebohren:
Jene sind's doch nicht.
Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick.
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Giebt kein Gott zurück.
Karoline von Günderode (1780 - 1806, Freitod), deutsche romantische Dichterin