90 Zitate und 174 Gedichte von Joachim Ringelnatz.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Daß die kleinste Welt die größte ist.
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. 1910. Aus: Weihnachten
Es trafen sich von ungefähr
Ein Wolf, ein Mensch, sowie ein Bär,
Und weil sie lange nichts gegessen,
So haben sie sich aufgefressen.
Der Wolf den Menschen, der den Bär,
Der Bär den Wolf. – Es schmeckte sehr
Und blieb nichts übrig als ein Tuch,
Drei Haare und ein Wörterbuch.
Das war der Nachlaß dieser drei.
Der eine Mensch, der hieß Karl May.
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. Die Schnupftabaksdose. Stumpfsinn in Versen, 1912
Kostümball-Gedanken 1928
Es wechseln die Moden.
Aber der Hosenboden
Sitzt sinngemäß
Immer unterm Gesäß.
Mücken und Massenfische
Schwimmen ganz anders umeinand.
Beine wissen sich unter dem Tische
Zu benehmen, niemals die Hand.
Keine Teile schalten
Aus; ein jedes spielt Spiel.
Strumpffalten zum Beispiel enthalten
An Bedeutung viel.
Jedes tut, als ob wär.
Scheinbar will niemand fischen.
Diesmal ist viel Revolutionär
Und Junges dazwischen.
Stierkämpfer und Kuhfraun,
Cowboys und Kurze Wichs.
Die nur humorlos zuschaun,
Sind nix.
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. Allerdings, 1928
Heute dünn und morgen dick:
Das ist das weibliche Geschick.
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. Nachgelassene Gedichte. Aus: Betrachtungen über dicke und dünne Frauen