48 Zitate und 1 Gedicht von Egon Friedell.
Es ist ganz merkwürdig, wie stark die Menschen im Verfehlen des Richtigsten und Nächstliegenden sind.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Jacobsohn (Hg.), Die Schaubühne. Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft, 1905-18. 1913
Nichts ist im Menschen, auch im scheinbar »aufgeklärtesten«, fester verwurzelt als der Glaube an irgendwelche Autoritäten.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, 3 Bde., 1927-31. Drittes Buch. Drittes Kapitel: Empire. Das Auflösungsschema
Die neuen Gedanken kommen fast immer nur von den Außenseitern. Der Fachmann, auch der geistig überlegenste, steht immer zu sehr in seinem Berufskreise, er ist daher fast nie in der Lage, eine wirkliche Revolution hervorzurufen: er kennt die Tradition zu genau und hat, ob er will oder nicht, zu viel Respekt vor ihr. Auch weiß er zu viel Einzelheiten, um die Dinge noch einfach genug zu sehen, und gerade damit fehlt ihm die erste Bedingung jeder wirksamen Neuentdeckung; denn wertvoll und fruchtbar sind immer nur die einfachen Gedanken.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Ecce poeta, 1912
Wir kennen die wahren Kräfte nicht, die unsere Entwicklung geheimnisvoll vorwärtstreiben; wir können einen tiefen Zusammenhang nur ahnen, niemals lückenlos beschreiben.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, 3 Bde., 1927-31. Einleitung. Unterirdischer Verlauf der historischen Wirkungen
In Österreich wird man eben nur zum großen Mann, wenn man etwas auffällig nicht tut.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, E., Briefe. An Hanns Sassmann
Jedes Zeitalter hat ein bestimmtes nur ihm eigentümliches Bild von allen Vergangenheiten, die seinem Bewußtsein zugänglich sind.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, 3 Bde., 1927-31. Einleitung. Alle Geschichte ist Legende
Wenn sie sagen, daß ich mir widerspreche, warum widersprechen sie mir dann?
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Die Aufgabe des großen Philosophen besteht nicht darin, korrekt zu schließen, sondern die Stimme seiner Zeit zu sein, das Weltgefühl seiner Epoche in ein System zu bringen.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit, 3 Bde., 1927-31. Zweites Buch. Zweites Kapitel: Le grand siècle. Die Seele ohne Brüder
Die beiden großen Mächte, die uns zwingen, unser Dasein auch unter widrigen Umständen fortzusetzen, sind die Hoffnung und die Neugierde.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Die Reise mit der Zeitmaschine (späterer Buchtitel: Die Rückkehr der Zeitmaschine), 1936
Ein Zeitalter ist umso aufgeklärter, je mehr Rätsel es entdeckt.
Egon Friedell (1878 - 1938 (Freitod)), öster. Schriftsteller, Theaterkritiker, Schauspieler, Kulturhistoriker, schrieb auch Essays und Aphorismen
Quelle: Friedell, Die Judastragödie. In vier Bühnenbildern und einem Epilog, entstanden 1916, Erstdruck 1920