226 Zitate und 33 Gedichte von Jakob Bosshart.
Wer die Menschen erziehen will, hüte sich davor, stets auf sie zu drücken, etwas Lüpfen tut bessern Dienst.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Nachtgedanken
Nicht dem Kleinmut dich ergeben,
Liegt das Morgen noch so weit!
Menschgebornes schleppt am Leben
Und an der Vergangenheit.
Könnten wir in Nächten bleichen
Jedes Tags Erinnerung,
Alle Griffelspuren streichen,
Fühlten wir uns ewig jung!
Doch so mögen sich beschränken
Blatt und Blume, Baum und Tier:
Nur durch schmerzliches Gedenken
Und in Leiden wachsen wir.
Und so bleiben wir verbunden
Jedem Schicksalsschlag und -stoß:
Narben sind und Seelenwunden
Allerhöchtes Menschenlos.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Ich bin ein Schimmer im Schatten.
Kein Sternenlicht schwimmt in der Luft.
Ich schwebe durch blühende Matten
Und fühle sie nur am Duft.
Ich hör' meinen Fuß nicht gehen,
Irr' ohne Gewicht durch die Flur:
Ich komme vom Auferstehn
Und geiste auf alter Spur.
Ich möcht' wieder Blumen harken
Und Hoffnungen weben zum Band,
Euch haschen, ihr frohen, ihr starken
Glücksstunden im Sonnenland!
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Es muß einer schon in vielen Stücken abgestorben sein, bis er sich alt fühlt. Der gesunde Geist kommt sich immer jung vor.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Gott in der Welt suchen, das ist Menschenaufgabe. Ihn auch finden? Das ist Gnade, das heißt besonderes Schicksal, besondere Anlage.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Endlich und Unendlich miteinander zu vergleichen, aufeinander zu beziehen, ist unmöglich. Von dem einen haben wir eine Anschauung, von dem andern nicht. Die beiden sind also schlechterdings unvergleichbar für uns.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Jede Leidenschaft drängt nach Zerstörung, sei es nach innen oder nach außen.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Es gibt Menschen, besonders Frauen, die nur aus Herz, verschwenderischen mildtätigen Händen und aus Füßen bestehen, die allein den Weg der Barmherzigkeit kennen. Es gibt andere – dieser sind mehr –, die aus alledem nicht bestehen, ihre Hände und Füße aber so lenken und ihre Worte so drehen, daß andere sie mit den echten Typen verwechseln.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Die protestantische Kirche und Geistlichkeit hat sich fast durchwegs in den Dienst des Staates gestellt, die katholische bewahrt ihm gegenüber eine gewisse Freiheit und sucht gelegentlich geradezu die Opposition.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Was sind Gefühle, die man vom Hörensagen kennt, was sind Gedanken, die man nicht selbst erdacht hat! Schminke auf blasse Wangen.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit. Zusammengestellt und hg. v. Elsa Bosshart-Forrer, 1929