14523 Gedichte.
Jeder möge so verkünden,
Was ihm heute wohlgelang!
Das ist erst das rechte Zünden,
Daß entbrenne der Gesang.
Keinen Druckser hier zu leiden
Sei ein ewiges Mandat!
Nur die Lumpe sind bescheiden,
Brave freuen sich der Tat.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, J. W., Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1827. Gesellige Lieder. Aus: Rechenschaft, Meister
Der Bauer und sein Sohn
Der Bauer steht vor seinem Feld
und zieht die Stirne kraus in Falten.
"Ich hab den Acker wohlbestellt,
auf reine Aussaat streng gehalten;
nun seh mir eins das Unkraut an!
Das hat der böse Feind getan!"
Da kommt sein Knabe hochbeglückt,
mit bunten Blüten reich beladen;
im Felde hat er sie gepflückt,
Kornblumen sind es, Mohn und Raden.
Er jauchzt: "Sieh, Vater, nur die Pracht!
Die hat der liebe Gott!" gemacht!"
Julius Sturm (1816 - 1896), Julius Carl Reinhold Sturm, Pseudonym Julius Stern, deutscher Dichter und Liedertexter
Quelle: Sturm, J., Gedichte, Leipzig 1850
Ein Mann muß mich berühren,
ohne daß er mich anfaßt!
Ein Mann muß mich fesseln,
ohne daß er mir Handschellen anlegt!
Ein Mann muß mich begreifen,
damit ich von ihm ergriffen bin.
Nur in Freiheit – kann Liebe entstehen
und Bestand haben.
© Anette Börder (*1963), Agenturberaterin und Richterin im Reitsport
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Warum suchen gerade hier die Menschen, die angeblich alles das in sich vereinen, wonach sich jeder sehnt? Liebe, Vertrauen, Gefühl, Ehrlichkeit, Treue .... sind wohl eben doch Dinge, mit denen die wenigsten dauerhaft umzugehen vermögen.
© Anette Börder (*1963), Agenturberaterin und Richterin im Reitsport
Die Begegnung
Ja......so ist sie manchmal.....
so tröstend,
so traurig und schön zugleich,
so wünschenswert,
so zärtlich und doch direkt,
so hoffnungsvoll,
so einfühlsam und schmerzhaft,
so dankbar,
so unwirklich und doch real,
so gnadenlos,
so verbindend und verletzend,
so liebevoll,
so tränenreich und manchmal auch
mit einem stillem Lächeln
....... die Begegnung mit der Vergangenheit.
© Wolfgang Todtenhausen (*1943), deutscher Schriftsteller
Frei sein
Siehst du
den Vogel dort?
Wer nennt ihm sein Ziel?
Er ist frei.
Während wir das sagten,
hörten wir einen Schuß
und sahen
ihn gerade
noch fallen.
© Kristiane Allert-Wybranietz (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle: Allert-Wybranietz, Trotz Alledem, lucy körner Verlag 1980
Nicht beeidigt
Willst du gelobt sein, so verzichte
Auf kindlich blödes Wesen.
Entschließ dich, deine himmlischen Gedichte
Den Leuten vorzulesen.
Die Welt ist höflich und gesellig,
Und eh man dich beleidigt,
Sagt wohl ein jeder leicht, was dir gefällig,
Denn keiner ist beeidigt.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller
Quelle: Busch, W., Gedichte. Zu guter Letzt, 1904
Quitt
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott.
Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen;
ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.
Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten;
ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.
Dies Lachen wird einst teuer euch erscheinen;
ich sage euch: Ihr habt es quitt zu weinen!
Karl May (1842 - 1912), eigentlich Carl Friedrich May, Pseudonym Karl Hohenthal; dt. Jugendschriftsteller
Menschenunmöglichkeit
Komm mit, komm mit und folge mir;
ich führe dich so gern, so gern.
Ich zeige und erkläre dir
die ganze Welt von Stern zu Stern.
Wir fangen an beim Anbeginn
und hören auf beim Ende dort;
wir gehen gleich zu beiden hin,
denn beide sind derselbe Ort.
Und da wir bei dem Anfang schon
am Ende angekommen sind,
so ist die Ewigkeit entflohn
wie so geschwind, wie so geschwind.
Und während dieser Ewigkeit
hab ich erklärt wieviel, wieviel?
Und ihr in eurer Spanne Zeit
treibt ganz genau dasselbe Spiel!
Karl May (1842 - 1912), eigentlich Carl Friedrich May, Pseudonym Karl Hohenthal; dt. Jugendschriftsteller