14503 Gedichte.
Seite: 1449
MOMENTE
Von dem Moment an,
wo ich damit beginne,
meine Liebe für Dich
in Worte zu kleiden,
entkleide ich
meine Seele.
In diesem Moment,
wo ich Dir
meine Liebe gestehe,
biete ich Dir die
Kleider meiner Seele
zum Geschenk.
Ab dem Moment,
wo Du sie annimmst,
bleibt mir nur zu hoffen,
dass Du meine Seele
nicht erfrieren lässt.
© Armin H. Bisson (*1957), Maler und Autor
Nicht immer nur eilen
Nicht immer nur eilen.
Auch mal verweilen
und innehalten.
Die Augen schließen
und still genießen
den Augenblick.
Spürst du die Wonne,
die wärmende Sonne,
ganz tief in dir?
Nun öffne wieder
die Augenlider
und atme tief durch.
Nicht immer nur eilen.
Auch mal verweilen.
Das tut dir gut.
© Wolfgang Lörzer (*1950), deutscher Pädagoge und Autor
Heimat
Jede Blume, die du pflücktest,
hat nur kurz für dich geblüht.
Die nur, der du Heimat schenktest,
hat sich um dich fortbemüht.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
Heimat
Hier wohnte ich mein halbes Leben,
hier zog ich meine Kinder auf,
hier war mein Rückzugsort auf Erden,
und einmal endet hier mein Lauf.
Im Garten blühen letzte Rosen,
auf einer ruht ein Falter aus.
So sanft im süßen Duft zu schweben,
gefiel ich mir im letzten Haus.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
Segel streichen
Einmal werd' ich abseits gehen
und bei einer Feier stehen,
wo sie Gutes von dem sagen,
den sie dort zu Grabe tragen.
Vielleicht wird ein Lied erklingen,
ehe sie das Amen singen.
Und es werden Tränen fließen,
wie noch nie zuvor für diesen.
Dann werd' ich bescheiden nicken
und mich zu der Heimfahrt schicken.
Denn der dort die Segel strich,
war kein anderer als ich.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
Zeichensprache
Wir leben Satz an Satz,
nur durch einen Punkt getrennt.
Ich setze ein
Ausrufezeichen!
Du suchst
nach Worten.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
Nachruf
Er war ein Leisetreter.
Sein Leben glich dem Rauch,
vom steten Wind verflüchtigt
zum unsichtbaren Hauch.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
Blitzableiter
Er himmelt sie an.
Nur ihre Gewitter
erden ihn
dann und wann.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker
An die Dichter
Wo ihr nichts sagt, wird nicht gefragt.
Wo ihr nicht klagt, da wird vertagt.
Und schwieget ihr, weil sie euch töten,
so müssten einst die Steine reden.
© Hans Munch (*1958), deutscher Lyriker