14546 Gedichte.
Windstille
wie müdes Laub
legt sich das Meer
an die Ufer
nur ab und zu
leckt es
am Sand
Steine liegen leer
Sehnsucht nach mehr
Zärtlichkeit
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz
Abend in den Gassen
an den Wänden
reiben sich Schatten
und der sanfte Glanz
des Alters
liegt weich auf den Steinen
in die engen Gassen
fällt golden
das letzte Abendlicht
streift die Schatten
von den Wänden
dann verwischen sich
die Gassen
sanfter jetzt und steil
und langsam steigt
am trüben Abendhimmel auf
ein träger Mond
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz
Auf halbem Wege
Auf halbem Wege unseres Erdenlebens
Gewahrt' ich mich in einem finstern Walde,
Indem verfehlet war die grade Straße.
Ach, welch ein Graun ist's, wie er war zu sagen,
Der Wald, so fremd und störrig und entsetzlich,
Daß im Gedanken er die Angst erneuet:
So bitter ist er, daß Tod wenig bittrer.
Dante Alighieri
(1265 - 1321), italienischer Dichter und Philosoph; gilt als bedeutendster Dichter des europäischen Mittelalters, erhob Italienisch zur Literatursprache
Die Jugend kann auf spät're Zeit vertrau'n,
Allein das weiße Haar wird nicht mehr braun;
Stets enger wird der Platz, zu dem du eilst,
Je länger du auf dieser Erde weilst.
Abū ʾl-Qāsim Firdausi (ca. 934 - 1020), deutsch auch Ferdosi, Epiker, der ›Homer Irans‹, verfasste die Geschichte der Entstehung Persiens in 60.000 Doppelversen: »Das Königsbuch« oder »Shah-nameh«
Quelle: Firdausi, Heldensagen, übersetzt von Adolf Friedrich von Schack 1865. I, 3. Seim und Tur senden eine Botschaft an Feridun