28 Zitate und 2 Gedichte über Ähnlichkeit.
Wenn Tiere gähnen, haben sie ein menschliches Gesicht.
Karl Kraus (1874 - 1936), österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker und Dramatiker
Quelle: Kraus, Nachts. Aphorismen, 1924
Woher kommt es doch, daß man bei ähnlichen Gesichtern so oft ähnliche Gesinnungen findet?
Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799), deutscher Physiker und Meister des Aphorismus
Quelle: Lichtenberg, Sudelbuch D, 1773-1775. [D 454]
Verlust der Ähnlichkeit
Man sagt, ein Schnäpschen, insofern
Es kräftig ist, hat jeder gern.
Ganz anders denkt das Volk der Bienen.
Der Süffel ist verhaßt bei ihnen,
Sein Wohlgeruch tut ihnen weh.
Sie trinken nichts wie Blütentee,
Und wenn wer kommt, der Schnäpse trank,
Gleich ziehen sie den Stachel blank.
Letzthin hat einem Bienenstöckel
Der brave alte Schneider Böckel,
Der nicht mehr nüchtern in der Tat,
Aus Neubegierde sich genaht.
Sofort von einem regen Leben
Sieht Meister Böckel sich umgeben.
Es dringen giftgetränkte Pfeile
In seine nackten Körperteile,
Ja, manche selbst durch die nur lose
Und leichtgewirkte Sommerhose,
Besonders, weil sie stramm gespannt.
Zum Glück ist Böckel kriegsgewandt.
Er zieht sich kämpfend wie ein Held
Zurück ins hohe Erbsenfeld.
Hier hat er Zeit, an vielen Stellen
Des Leibes merklich anzuschwellen,
Und als er wiederum erscheint,
Erkennt ihn kaum sein bester Freund.
Natürlich, denn bei solchem Streit
Verliert man seine Ähnlichkeit.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller
Quelle: Busch, W., Gedichte. Zu guter Letzt, 1904
Ähneln uns viele andere, sollten wir uns bedauern,
nicht aber sie.
© Martin Gerhard Reisenberg (1949 - 2023), Diplom-Bibliothekar und Autor
Was mich an dir stört, ist mein Spiegelbild.
© Kurt Haberstich (*1948), Schweizer Buchautor und Aphoristiker
Zur Psychologie des Schafes: der sichtbare, gestaltete Ausdruck hoher Zustände ist dem der Blödheit nicht unähnlich.
Robert Musil (1880 - 1942), seit 1918 auch Robert Edler von Musil, österreichischer Novellist, Dramatiker und Aphoristiker
Quelle: Musil, Nachlaß zu Lebzeiten, 1936. I. Bilder. Schafe, anders gesehen
Wirst du deinesgleichen kennenlernen,
So wirst du dich gleich wieder entfernen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, J. W., Gedichte. Ausgabe letzter hand, 1827. Gott, Gemüt und die Welt
Zwischen dem Ähnlichsten gerade lügt der Schein am schönsten; denn die kleinste Kluft ist am schwersten zu überbrücken.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Quelle: Nietzsche, Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen, 1883-1885 (1. vollständige Ausgabe aller Teile 1892). Dritter Teil, 1884. Der Genesende
Oft möchte man's sagen: »Nichts sieht einem Gegenstand unähnlicher als seine Beschreibung.«
Otto Weiß (1849 - 1915), Wiener Musiker und Feuilletonist
Quelle: Weiß, So seid Ihr! Erste Folge, 1906