5 Zitate und 1 Gedicht über Übersinnliches.
Das Gespenst
Gewöhnlich kommt es, wenn die Lichter brennen.
Es poltert mit den Tellern und den Tassen.
Auf roten Schuhen schlurrt es in den nassen
Geschwenkten Nächten und man hört sein Flennen.
Von Zeit zu Zeit scheint es umherzurennen
Mit Trumpf, Atout und ausgespielten Assen.
Auf Seil und Räder scheint es aufzupassen
Und ist an seinem Lärmen zu erkennen.
Es ist beschäftigt in der Gängelschwemme
Und hochweis weht dann seine erzene Haube,
Auf seinen Fingern zittern Hahnenkämme,
Mit schrillen Glocken kugelt es im Staube.
Dann reißen plötzlich alle wehen Dämme
Und aus der Kuckucksuhr tritt eine Taube.
Hugo Ball (1886 - 1927), deutscher Schriftsteller und Kulturkritiker, Mitbegründer der Dada-Bewegung
Agnostiker sind die unvoreingenommensten Glaubensdiagnostiker.
© Reiner Klüting (*1955), deutscher Gymnasiallehrer und Aphoristiker
Quelle: Potthoff/Vogt/Klüting, Leitkultur? Kultur light! Aphoristisches Wörterbuch zur Kulturkritik, Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer 2007
Das Übersinnliche allein vollbringt die Heilung.
Max Bircher-Benner (1867 - 1939), Maximilian Oskar Bircher-Benner, Schweizer Arzt, Leiter eines Sanatoriums in Zürich, gelangte von Heilerfolgen mit Rohkost zu der nach ihm benannten Bircher-Benner-Diät (z.B. Birchermüesli)
Übersinnliches untergräbt das Menschsein.
© Raymond Walden (*1945), Kosmopolit, Pazifist und Autor
Quelle: Walden, Sentenzen von Freiheit, Angelika Lenz Verlag 2005
Auch unter Menschen, die zu den besonnensten Denkern zählen, gibt es wenige, die sich nicht gelegentlich zu einem vagen, aber doch durchschauernden Halbglauben an das Übernatürliche hinreißen ließen [...].
Edgar Allan Poe (1809 - 1849), US-amerikanischer Journalist, Dichter und Literaturkritiker
Quelle: Poe, Gesammelte Werke, hg. von Franz Blei, München 1922. Bd. IV: Das Geheimnis der Marie Rogêt. Ein Nachtrag zum Mord in der Rue Morgue. Übers. H. Kauders