44 Zitate und 9 Gedichte über Abenteuer.
Die Heimat des Abenteuers ist die Fremde.
Emil Gött (1864 - 1908), deutscher Dramatiker
Quelle: Gött, Selbstgespräch
Abenteuer sind die leicht verderblichen und oft sehr folgenreichen Tollkirschen der Erfahrung.
© Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker
Auch mich hat ein liebes Abenteuer erwartet. Abenteuer? Warum brauche ich das alberne Wort? Es ist nichts Abenteuerliches in einem sanften Zuge, der Menschen zu Menschen hinzieht. Unser bürgerliches Leben, unsere falschen Verhältnisse, das sind die Abenteuer, das sind die Ungeheuer!
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, J. W., Erzählungen. Briefe aus der Schweiz. Erste Abteilung, 1808. Anhang zum: Werther
Ein Reiseabenteuer in Deutschland.
Es flog in X mein Hut mir ab,
Natürlich über die Grenze,
Und als ich, ihn wieder zu holen, lief,
Da gab's vertrackte Tänze.
Ich durfte den deutschen Nachbarstaat
Nicht ohne Paß betreten,
Und da ich bloß spazieren ging,
So hatt' ich mir keinen erbeten.
Das tat ich nun, auch wurde ich
In Gnaden damit versehen,
Doch war's um meinen armen Hut
Trotz alledem geschehen.
Der war schon längst im dritten Staat
Und blieb auch dort nicht liegen,
Ihn ließ der schadenfrohe Wind
Ein Dutzend noch durchfliegen.
Was half mir nun der gute Paß,
Den ich in X genommen?
Zehn neue brauch ich in einem Tag,
Da war nicht nachzukommen.
Ich kaufte mir einen andern Hut,
Der Meister aber erwählte
Den Wiener Kongreß zum Schutzpatron,
Als ich mein Schicksal erzählte.
Friedrich Hebbel (1813 - 1863), Christian Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker
Quelle: Hebbel, F., Gedichte
Auf einmal in einem ganzen Wirbel drin von Aventüren. Ach, wie ist es gut, wenn einem der moralische Halt so gänzlich fehlt.
Fanny zu Reventlow (1871 - 1918), Fanny Liane Wilhelmine Sophie Auguste Adrienne Gräfin zu Reventlow, bekannt auch unter dem Namen Franziska Gräfin zu Reventlow, deutsche Schriftstellerin und Malerin
Quelle: Reventlow, F., Tagebücher. 7. Juli [1899]
Für ein Kind ist eine Pfütze mit einer Kaulquappe aufregender als die ganze Südsee.
© Ulrich Erckenbrecht (*1947), deutscher Schriftsteller und Aphoristiker (Pseudonym: Hans Ritz)
Quelle: Erckenbrecht, Divertimenti. Wortspiele, Sprachspiele, Gedankenspiele, Muriverlag 1999
Jedes Abenteuer ist nur eine
Entscheidung von dir entfernt.
© Lisz Hirn (*1984), österreichische Philosophin und Künstlerin
Für manche Abenteuersuchende ist ein Paradies ohne Schlange ein Höllenfeuer.
© Reiner Klüting (*1955), deutscher Gymnasiallehrer und Aphoristiker
Quelle: Klüting, Werde der, den Du im nächsten Augenblick vergisst, edition winterwork 2013
»Nur« ein Abenteuer
Ich bitte Sie, meine Liebe
meinen Sie es nicht
so verzweifelt abfällig
wenn Sie sagen
ich suche ja nur ein Abenteuer.
Sie haben nämlich recht:
ich suche ein Abenteuer
aber was heißt »nur«?
Das Abenteuer sind Sie
Ihre Seele, Ihr Körper, Ihre Wahrheit
Ihre Wirklichkeit.
Was Sie mir im Gespräch nicht sagen
hoffe ich zu entdecken
wenn wir uns heute lieben.
Diese Hoffnung
macht es zum Abenteuer –
dem schönsten
das es gibt.
Immer wieder ...
© Jörn Pfennig (*1944), deutscher Dichter und Lyriker
Quelle: Pfennig, Grundlos zärtlich. Gedichte, 1979
Ein Stück Bierflasche
Eine Bierflasche ging in Scherben
Am Stein am See.
Dem Manne, der sie warf,
Brachte dieser Wurf Verderben,
Besser gesagt: ein Fuß-Wehweh.
Glasscherben sind spitz und scharf.
Eine Scherbe, nicht die just gemeinte,
Reiste unfreiwillig Strömungsfort.
Diese ward vom Meeresgrundesand
So gequält, daß alles Wasser weinte.
Nach Jahrenden trieb sie an den Strand,
Fernen Strand; war völlig glatt geschliffen.
Hat ein Badestrolch sie aufgegriffen,
Merkte gleich, daß sie kein Bernstein, gar
Rauchtopas oder noch edler war,
Und ließ doch das funkelschöne Ding
Kunstvoll fassen in einen Ring.
Und vererbt, gestohlen, hingegeben
Mag die Scherbe durch Jahrhunderte
Als verkannte, aber doch bewunderte
Abenteuerin noch viel erleben.
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. Verstreut Gedrucktes