160 Zitate und 5 Gedichte über Aberglaube.
Wenn sie dann wieder etwas Ungewöhnliches mit großer Verwunderung sehen, so halten sie es für ein Wunderzeichen, das den Zorn der Götter oder des höchsten Wesens verkündige, und das mit Opfern und Gelübden also zu sühnen, die dem Aberglauben fröhnenden und wahrer Religiosität abgewandten Menschen für Pflicht halten. In gleicher Weise erfinden sie Unendliches und legen die Natur aufs Wunderlichste aus, als ob diese so unsinnig wäre, wie sie selbst.
Baruch de Spinoza (1632 - 1677), eigentlich Benedictus d'Espinoza, holländischer Philosoph (Baruch = Schüler des Propheten Jeremias)
Quelle: Spinoza, Abhandlung über Politik (Tractatus theologico-politicus), 1670 (anonym), hier übersetzt von Berthold Auerbach 1841. Vorrede
Alle Mystik ist ein Transzendieren und ein Ablösen von irgendeinem Gegenstande, den man hinter sich zu lassen glaubt.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Maximen und Reflexionen. Aphorismen und Aufzeichnungen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs hg. von Max Hecker, 1907. Aus: Kunst und Altertum, 5. Buch 3. Heft. 1826, Einzelnes
Aberglaube ist die naive Variante des Respekts vor dem Schicksal; sein Schicksal wollen, die Reife.
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge
Fetischlein, deck dich, auch der Aberglaube will leben.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Der Mißbrauch, sollte man denken, setzt den rechten Gebrauch voraus, der Aberglauben den Glauben, die Abweichung von der Regel, die Regel.
Matthias Claudius (1740 - 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus
Quelle: Claudius, Asmus omnia sua secum portans, oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Bothen, 1774-1812. Über den allgemeinen Eifer der Menschen für Religion und religiöse Handlungen
Habe den Mut, der Vierzehnte zu sein. Wo dreizehn am Tische des Gastgebers sitzen sollten, lädt er den »Vierzehnten« ein, den Mann, dessen Beruf es ist, nichts als der Vierzehnte zu sein: Er ist Luft für die anderen, aber doch Luft, die sie fröhlich atmen läßt. Habe den Mut, der Vierzehnte zu sein!
Hermann Oeser (1849 - 1912), deutscher Pädagoge
Die Menschen [sind] aus Gewohnheit abergläubisch und aus Instinkt Schurken.
Voltaire (1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
Quelle: Voltaire, Potpourri, 1765
Aberglaube kann mich erst dann beeindrucken, wenn einer sein dreizehntes Monatsgehalt ablehnt.
© Markus M. Ronner (1938 - 2022), Schweizer Theologe, Autor und Aphoristiker
Quelle: Ronner, Zitaten-Lexikon des 20. Jahrhunderts, Carta 1998 (2. Auflage: Orell Füssli 2003)
Kurz, je weniger Aberglaube, desto weniger Fanatismus, und je weniger Fanatismus, desto weniger Unheil.
Voltaire (1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
Quelle: Voltaire, Philosophisches Wörterbuch (Dictionnaire philosophique portatif), 1764
Der Unglaube schützt nicht vor Aberglaube. Man hat Freigeister gesehen, die von einer Menge abergläubischer Vorstellungen wie mit Fesseln gebunden waren. Die Seele des Menschen kann die Leere der Negativität nicht lange ertragen, und füllt der Mensch diese Leere nicht mit positiven Wahrheiten aus, so muß er es mit Irrtümern tun. Die Vernunft verlangt zu wissen oder zu glauben.
Ludwig Friedrich Ancillon (1740 - 1814), deutscher Theologe