42 Zitate und 5 Gedichte über Anarchie.
Ein Volk ohne Gesetze gleicht einem Menschen ohne Grundsätze.
Karl Salomo Zachariae (1769 - 1843), auch Zachariae von Lingenthal, deutscher Rechtsgelehrter
Der Anarchist
Reicht mir in der Todesstunde
Nicht in Gnaden den Pokal!
Von des Weibes heißem Munde
Laßt mich trinken noch einmal!
Mögt ihr sinnlos euch berauschen,
Wenn mein Blut zerrinnt im Sand.
Meinen Kuß mag sie nicht tauschen.
Nicht für Brot aus Henkershand.
Einen Sohn wird sie gebären,
Dem mein Kreuz im Herzen steht,
Der für seiner Mutter Zähren
Eurer Kinder Häupter mäht.
Frank Wedekind (1864 - 1918), deutscher Journalist und Dramatiker
Anarchie wäre der wünschenswerteste Weltzustand, wenn die Menschen Maschinen oder Götter wären. Aber dann müßte sie nicht erst gepredigt werden. Sie wäre eben da.
Arthur Schnitzler (1862 - 1931), österreichischer Dramatiker und Erzähler
Quelle: Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen
Manchmal gewähren selbst rechtsfreie Räume eine unerwartete Sicherheit.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Geknechtet wird der Freigeborene, der Knecht geehrt, der Schmarotzer tönt, der Freche siegt, der Lebemann gebietet.
Carmina Burana lateinisch »Lieder aus Benediktbeuren«, Sammlung mittellateinischer und mittelhochdeutscher Vagantenlieder in einer Handschrift des 13. Jahrhunderts aus der Abtei Benediktbeuern
Originaltext: Ingenuus servus parasitus scurra protervus
Servit honoratur tonat imperitat domniatur
Meistens gelangen die Menschen nur durch die Folgen der Unordnung zur Einführung der Ordnung, und Gesetzlosigkeit führt gewöhnlich erst zu Gesetzen.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, F., Theoretische Schriften. Etwas über die erste Menschengesellschaft nach dem Leitfaden der Mosaischen Urkunde, 1789
Alle Anarchie ist ihrer Natur nach nicht allein zerstörend, sondern selbstzerstörend.
Thomas Carlyle (1795 - 1881), schottischer Philosoph, Historiker, Essayist, Geschichtsschreiber und sozialpolitischer Schriftsteller
Quelle: Carlyle, Die französische Revolution (The French Revolution: A History), 1837, deutsch v. Dr. Franz Kwest 1898. Thermidor. Erstes Kapitel. Es dürsten die Götter
Anarchie, die:
Einzige Regierungsform, die durch ihre bloße Untätigkeit schon Schaden anrichtet.
© Karsten Mekelburg (*1962), deutscher Satiriker
Quelle: Mekelburg, Teufelsspitzen. Satirisches Wörterbuch (Manuskript), 2007
Von einem Menschen, der behauptet, keinen Herrn über sich anzuerkennen, weiß ich eins: daß er sich selbst nicht zu beherrschen vermag. Wenn die Zellen in einem Lebensbau sich jede für selbständig erklärten, so fiele der Körper auseinander. Das Gleiche gilt von dem Staate – und beides ist unmöglich außer im Chaos.
Otto von Leixner (1847 - 1907), eigentlich Otto von Grünberg, deutscher Novellist, Dichter und Literaturgeschichtler
Quelle: Leixner, Aus meinem Zettelkasten. Sprüche aus dem Leben für das Leben, 1896