79 Zitate und 12 Gedichte über Bitte.
O Heinrich, sprich doch zärter!
Friedrich Theodor von Vischer (1807 - 1887), deutscher Philosoph, Lyriker, Erzähler und Ästhetiker
Quelle: Vischer, Faust III, Erstdruck unter dem Pseudonym Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky, 1862. 3. Akt, 11. Auftritt, Lieschen zu Faust
Sonett
Wende den Blick hinweg! Er traf mich lang
Und traf mich tödlich. Zwar ich gleite nicht
Unwillig hin, nicht zu vergehen bang:
Nur nimm von meinem Tod dies dunkle Licht,
Nimm Deinen Blick hinweg! Kein Dickicht ist
Mir ja bereitet wie dem wunden Tier,
Dem bald Geendeten; und keine List
Mich zu verbergen wachte noch in mir –
So sei barmherzig! – Und es löste sich
Auch meinem Blick dies schauerlich einmal
Vernommne Bild: Es bot dem kaiserlich
Wandelnden Nero sich, von spitzem Pfahl
Emporgepreßt, ein Antlitz, das verblich:
Er prüfte lang und lächelnd seine Qual.
Maria Luise Weissmann (1899 - 1929), deutsche Lyrikerin
Quelle: Weissmann, M. L., Gedichte
Zwischen zwei Küssen
Schau' mich niemals mehr so an,
Denn ich kann es nicht ertragen!
Fremde Augen sahn mich an,
Als du deine aufgeschlagen.
Wie Gefangne gramerfüllt
Sich an blinde Scheiben drücken,
Stand ein Fremdes schwarzverhüllt
Hager hinter deinen Blicken.
Alles, was ich fühl' und fass',
Wird in Wonne uns gemeinsam –
Stumm nur hinterm Fensterglas
Stehn die Seelen ewig einsam.
Stehn und sehn sich traurig an,
Fremde, die von uns nichts wissen.
Jedes Glück verwelkt daran,
Zwischen Rosen auch und Küssen! –
Schau' mich niemals mehr so an ...
Georg Busse-Palma (1876 - 1915), deutscher Dichter und Komponist
Quelle: Busse-Palma, G., Gedichte. Zwischen Himmel und Hölle. Neue Balladen und Schwänke, Sprüche und Lieder von Georg Busse-Palma, Berlin 1913
XXII.
Laß dem Heimatlosen
Noch ein letztes Glück,
Von des Sommers Rosen
Eine nur zurück!
Der hat leicht ja geben
Wer so reich, wie du –
Gieb dem Rest von Leben
Drum die letzte Ruh!
Zwar dir wird kein Danken
Doch die Schuld gebüßt
Hast du – und dem Kranken
Dann den Tod versüßt.
John Henry Mackay (1864 - 1933), deutscher Schriftsteller schottischer Herkunft, einer der Wegbereiter des deutschen Naturalismus
Quelle: Mackay, Gesammelte Dichtungen. Neue Ausgabe, Karl Henckell & Co, Zürich und Leipzig o.J. [1900]. Originaltext
Mein blaues Klavier
Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielen Sternenhände vier
– Die Mondfrau sang im Boote –
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür …
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
– Ich ass vom bitteren Brote –
Mir lebend schon die Himmelstür –
Auch wider dem Verbote.
Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), deutsch-jüdische Dichterin, Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus in der Literatur. Kleist-Preis 1932
Quelle: Lasker-Schüler, E., Gedichte. Mein Blaues Klavier, 1943
Gott sei uns gnädig und lasse uns aufhören, bevor das Ende beginnt.
© Billy (1932 - 2019), eigentlich Walter Fürst, Schweizer Aphoristiker
Quelle: Billy, Aphoretum – Gesammelte Aphorismen, 2010
Am erfolgreichsten aber bittet der, der Gründe für sein Bitten nennt.
Plinius der Jüngere (um 61 - um 113), Gaius Plinius Caecilius Secundus, römischer Politiker und Schriftsteller, von seinem Onkel Plinius dem Älteren adoptiert
Quelle: Plinius der Jüngere, Briefe (Epistulae). Buch II, Brief 13: C. Plinius Prisco Suo S. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Rogat enim, et quidem efficacissime, qui reddit causas rogandi
Niemant bittet aber grundlich, der noch nit grundlich erschrocken und vorlaßen ist [...].
Martin Luther (1483 - 1546), deutscher Theologe und Reformator
Quelle: Luther, Die sieben Bußpsalmen,1517. Originaltext
Um eine Gefälligkeit zu bitten, ist gleichsam Knechtschaft.
Publilius Syrus (um 90 - 40 v. Chr.), falsch auch Publius Syrius, römischer Moralist, Aphoristiker und Possenschreiber
Quelle: Publilius Syrus, Sprüche (Sententiae), um 50 v. Chr. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Rogare officium servitus quodammodo est
Dem Bittenden folgt man lieber als dem Befehlenden.
Publilius Syrus (um 90 - 40 v. Chr.), falsch auch Publius Syrius, römischer Moralist, Aphoristiker und Possenschreiber
Quelle: Publilius Syrus, Sprüche (Sententiae), um 50 v. Chr. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Roganti melius quam imperanti pares