3 Zitate und 1 Gedicht über Dilemma.
Wie kann ich meinen Vätern weniger,
Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. –
Kann ich von dir verlangen, dass du deine
Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht
Zu widersprechen?
Oder umgekehrt.
Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? –
Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), deutscher Schriftsteller, Kritiker und Philosoph der Aufklärung
Quelle: Lessing, Nathan der Weise, 1779; uraufgeführt 1783. 3. Akt, 7. Auftritt, Nathan zu Saladin
Eine aufgeräumte Werkstatt läßt Dir keine Zeit zum Arbeiten.
Wegen der Aufräumerei.
Eine unaufgeräumte Werkstatt läßt Dir keine Zeit zum Arbeiten.
Wegen der Sucherei.
Nach dem Werkzeug.
© Frank Wisniewski (*1957), Informatiker, Technischer Redakteur und Systemanalytiker
Das Dilemma der Wissenschaft: Ein Problem gelöst,
zwei neue hinzugekommen.
© Helmut Glaßl (*1950), Dipl.-Ing., Maler, Aphoristiker
Das Dilemma
Er streckt dir sein Dilemma stracks entgegen;
Ists eine Gabel, logisch mich zu spießen?
Sinds Arme zwei, die Wahrheit einzuschließen? –
So zweifelst du, verschüchtert und verlegen.
Mich aber mahnt der Zweizack dieses Weisen
An eine Fahrt auf mondbestrahlten Bahnen;
Ein Fuhrwerk wars, wie bei den Altgermanen
Ein schlichter König pflegt' umherzureisen.
Sacht ging es fort auf heugewohntem Wagen,
Der Bauer ließ die Ochsen langsam schreiten;
Die Nacht ist schön, und durch die Seele gleiten
Die Bilder mit idyllischem Behagen.
Ha! zwischen des Gespannes Hörnern leuchtet
Das Horn des Mondes, scheinbar eingefangen,
Wie zwischen des Dilemmas beiden Stangen
Ein Himmelslicht dir eingeschlossen deuchtet.
Nikolaus Lenau (1802 - 1850), eigentlich Nikolaus Franz Niembsch, Edler von Strehlenau, österreichischer Dichter und melancholischer Lyriker
Quelle: Lenau, N., Gedichte. 1842. Originaltext