32 Zitate und 3 Gedichte über Distanz.
Das, was ich Pathos der Distanz nenne, ist jeder starken Zeit zu eigen.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Quelle: Nietzsche, Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert, 1889. Streifzüge eines Unzeitgemäßen
Mein Glaube ist, daß es höhere und tiefere Menschen gibt, und viele Stufen und Distanzen; und es ist unerläßlich, daß der höhere Mensch nicht nur höher steht, sondern auch den Affekt der Distanz fühlt und zeitweilig zu erkennen gibt – unerläßlich mindestens dafür, daß sein Höher-sein wirkt, also höher macht. Wenn ich den ersten Zarathustra ganz verstehe: so will er eben an solche sich wenden, welche im Gedränge und mitten im Gesindel lebend entweder ganz und gar die Opfer dieses Distanz-Affektes werden (des Ekels, unter Umständen!) oder ihn ablegen müssen: denen redet er zu, sich auf eine einsame glückselige Insel zu flüchten – oder nach Venedig.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Quelle: Nietzsche, F., Briefe. An Heinrich Köselitz, 3.8.1883
Wenn mich jemand zwingt, Abstand zu wahren, habe ich den Trost, daß er ihn gleichfalls wahrt.
Jonathan Swift (1667 - 1745), anglo-irischer Erzähler, Moralkritiker und Theologe
Quelle: Swift, Gedanken über verschiedene Gegenstände (Thoughts on Various Subjects), gemeinsam mit Alexander Pope verfasst
Abstand: Das einzige, was die Reichen den Armen zugestehen.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
Quelle: Bierce, Des Teufels Wörterbuch (The Cynic's Word Book), 1906 (1909 als »Devil’s Dictionary« in ›Collected Works‹, Vol. 7)
Ach in der Ferne zeigt sich alles reiner,
Was in der Gegenwart uns nur verwirrt.
Vielleicht wirst du erkennen, welche Liebe
Dich überall umgab und welchen Wert
Die Treue wahrer Freunde hat, und wie
Die weite Welt die Nächsten nicht ersetzt.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Torquato Tasso, 1807. 4. Akt, 2. Szene, Leonore zu Tasso
Nicht nur gegen die Fremden, auch gegen den eigenen Gatten und gegen die Brüder soll eine Frau Distanz wahren.
Kaibara Ekiken (1630 - 1714), auch Ekken, Rufname Atsunobu, Beiname (azana) Shisei, bekannt auch unter den Autorennamen Jūsai und Sonken, japanischer Neo-Konfuzianer und Naturkundler, der einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung einer eigenständigen japanischen Botanik wie auch zur Verankerung des japanischen Neo-Konfuzianismus in der Gesellschaft leistete
Quelle: Ekken, Große Lehre für Frauen (Onna daigaku), 1716
Wer Abstand hält,
hat sich nicht unbedingt
entfernt.
© Edith Linvers (*1940), deutsche Schriftstellerin und Aphoristikerin
Quelle: Linvers, Ehrlich gesagt.... Aphorismen, Verlag Rudolf Winkelmann 1999
Ein gewisses Maß an Förmlichkeit ist ein notwendiger Schutzwall im Umgang ebenso wie in der Religion: Er hält die Zudringlichen und Unverschämten in gehörigem Abstand und ist für den verständigen und wohl erzogenen Teil der Menschheit ein geringes Hindernis.
Philip Stanhope, 4. Earl of Chesterfield (1694 - 1773), Philip Dormer Stanhope, englischer Staatsmann und Schriftsteller