205 Zitate und 1 Gedicht über Etymologie. Aus dem Schneider Wenn man sich einer drückenden Verantwortung entziehen konnte, eine prekäre Situation gemeistert hat, dann ist man »aus dem Schneider«, wie eine weit verbreitete Redensart lautet. Man hat nichts mehr damit zu tun, das Kapitel ist abgeschlossen. Heute gebrauchen wir die Redewendung meist in diesem Sinne, obwohl sie doch eigentlich etwas ganz anderes bedeutet, nämlich »über 30 Jahre alt zu sein«, eine Feststellung, die man höchst ungalant einst von weiblichen Personen traf. Sie hatten dieser Meinung nach nichts mehr mit dem »Heiratskarussell« zu tun, man rechnete einfach nicht mehr mit ihnen. Der Ausdruck stammt, wie sich leicht vermuten läßt, aus dem Kartenspiel, wo »Schneider werden« bedeutet, daß man weniger als 30 Augen hat, während »aus dem Schneider sein« eine Augenzahl von mehr als 30 voraussetzt. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Aus der Art schlagen Mit diesem Ausdruck soll gesagt werden, daß jemand sich nicht entsprechend seiner Erbanlagen verhält, sondern innerhalb der Geschlechterreihe plötzlich ganz andere Merkmale und Eigenschaften aufweist. Man spricht wohl von »ausarten« oder »der schlägt aus der Art«. Im ursprünglichen Sinne bezeichnete man solche Verhaltensweisen mit »er artet aus der Art«. In der Wendung »aus der Art schlagen« kommt das Wort »schlagen« aus der niederdeutschen Sprache, wo es »slachten« (oder auch siechten) hieß, was »arten« bedeutete. In die gleiche Wortfamilie gehört auch das Wort »Geschlecht«, was man also mit »Artung« übersetzen könnte. Aus der Art schlagen – aus der Art arten, jetzt wird der Zusammenhang klarer. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Bankrott Im mittelalterlichen Venedig tätigten die Kaufleute ihre Geschäfte auf Bänken am Stadtplatz. Wurde ein Kaufmann zahlungsunfähig, dann suchten ergrimmte Schuldner Gerechtigkeit, indem sie seine Bank zerbrachen und ihn so um sein Geschäft brachten. Daher kommt das Wort bankrott – von italienisch banca rotta, »gebrochene Bank«. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Bei der Stange bleiben Das heißt soviel wie bei der Sache bleiben, zu einer Sache stehen, in Geduld und Beharrlichkeit für eine Sache einstehen. Stange? Nichts anderes ist gemeint als der lange Speer, dessen sich die Ritter damals als Hauptwaffe bedienten. Die Länge einer solchen Waffe war es, die ihnen den Gegner möglichst weit vom Leib hielt, im Gegensatz zum kurzen Schwerte, das Nahkampf, also größte Gefährdung bedeutete. Deshalb blieb man auch im Mittelalter lieber „bei der Stange.“ Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Bei einer Sache Geld herausschlagen Eine Angelegenheit so zum eigenen Nutzen führen, daß ein Stückchen Geld dabei für einen herausspringt. ›Herausschlagen?‹ Seit alters her, seitdem die Menschen Handel trieben und zum Zwecke der Vereinfachung nicht mehr mit Naturalien bezahlten, sondern die leicht transportablen Edelmetalle in Form von Münzen verwendeten, gibt es Geld. Das Münzwesen hat dabei manchen Wandel durchgemacht. Solange die Menschen nicht imstande waren, die Münzen mit Maschinen zu prägen, mußten sie sie aus großen Metallplatten mit einem schweren Hammer und mit einem Stanzgerät einzeln herausschlagen. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Beim Schlafittchen kriegen "Halt, mein Sohn, dich werden wir schon beim Schlafittchen kriegen, du läufst mir nicht davon!" Man versteht zwar, was gemeint ist, doch was bedeutet das Wort "Schlafittchen"? Es verbergen sich in diesem zunächst unbegreiflichen Wortgebilde: die Schlag-Fittiche von Vögeln. Wollte man Vögel daran hindern, davonzufliegen, so beschnitt man ihnen die Fittiche, die Flügel. Später nannte man die Rockschöße der Herren-Jacke "Flügel". Sie waren so recht dazu geeignet, Leute, die es gar zu eilig hatten, bei ihren "Fittichen" zu packen und am Enteilen zu hindern. So "kriegte man sie am Schlafittchen". Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Blaues Blut (1. Version) Ein sehr weit verbreiteter Ausdruck ist, daß in den Adern von Adligen blaues Blut fließt. Daß diese Annahme eigentlich einen negativen historischen Hintergrund hat, ist den wenigsten Menschen bekannt: Er kommt aus der Zeit der Renaissance des spanischen Adels. Da sich die Adligen damals kaum körperlich bewegten, war ihr Blut kalt und sauerstoffarm. Man konnte die Venen durch die blasse Haut bläulich schimmern sehen – daher blaues Blut. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Blaues Blut (2. Version) Blaues Blut in den Adern, so sagt das Volk von Menschen besonders vornehmer Herkunft. Die gemäßigten Manieren feiner Leute lassen die Vermutung aufkommen, daß ihre Adern nicht von vulgärem frischroten, sondern kühlblauem Blut durchpulst werden. Im frühen Mittelalter wurde Spanien jahrhundertelang von den dunkelhäutigen Mauren beherrscht. Sie lösten die blonden vornehmen Goten ab. Die helle Haut, auf denen sich das Adernetz abhob, erregte die Bewunderung der dunklen Mauren, die sie vermuten ließ, ihre Vorgänger hätten in ihren Adern nicht rotes, sondern blaues Blut. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Da liegt der Hase im Pfeffer So sagt man, wenn man meint: "Und damit kommen wir zum eigentlichen Kernproblem, zur Hauptsache!" Im Mittelalter spielte als Gewürz der Pfeffer eine ganz besondere Rolle, wie er ja auch vielen Rezepten, obgleich sie andere Gewürze in Fülle enthielten, den Namen gab: Pfefferkuchen, Pfeffernüsse usw. Ein starker Hasenpfeffer nun, das ist eine gute, stark gewürzte Brühe, in der das Hasenklein gesotten wurde. Redensart Facebook Twitter per WhatsApp versenden Fehler melden Darauf kannst du Gift nehmen Um den Beweis dafür zu erbringen, wie sicher man sich einer Sache sei, gibt man mitunter den Rat: „Darauf kannst du Gift nehmen!“ Dann wird es sich schon zeigen, ob man es riskieren könne sein Leben für die betreffende Sache aufs Spiel zu setzen. Doch woher stammt dieser weit verbreitete Ausdruck? Nun, er führt zurück auf die im Mittelalter üblichen Gottesurteile. Ein Verdächtiger wurde damals u.a. dazu gezwungen, einen vergifteten Trank oder Bissen zu sich zu nehmen. Blieb er bis auf weiteres ohne Schaden, so war damit seine Unschuld erwiesen – bzw. das Gegenteil. 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