74 Zitate und 3 Gedichte über Gericht.
Der Lärm bei Gericht
Was für ein Lärm! So macht doch Frieden!
Man muß sich hier mit Schrein ermüden,
Woran sich keine Seele kehrt!
Fünf Sachen haben wir entschieden,
Wovon wir noch kein Wort gehört.
Peter Wilhelm Hensler (1742 - 1799), deutscher Epigrammdichter
Der Funke der Gerechtigkeit wird erst zur Flamme entfacht, wenn die Ungerechtigkeit glaubt, ihn ersticken zu können.
Wilhelm Vogel (19./20. Jhdt.), deutscher Aphoristiker
Quelle: Vogel, Im zeitlosen Strome. Randbemerkungen des Lebens, 1913
Auf Anzeigen von Leuten, die ihren Namen nicht nennen, darf bei keiner Beschuldigung Rücksicht genommen werden.
Trajan (53 - 117), eigentlich Marcus Ulpius Traianus, römischer Kaiser
Quelle: Trajan, Briefe. An Plinius d. J., als er ihn nach Kleinasien wegen der Christenunruhen sandte
Gerecht
Gerichte überall,
die urteilen nicht recht?
Bedenke in dem Fall,
Gericht heißt nicht Gerecht!
© Erhard Horst Bellermann (*1937), deutscher Bauingenieur, Dichter und Aphoristiker
Quelle: Bellermann, Schmetterlinge im Kopf. Gedanken in Reim und Prosa, Engelsdorfer Verlag 2006
Mancher Anklagefaden, mit höchster Akribie eingefädelt, reißt, ehe der Vorgeknöpfte festgenäht ist.
© Emil Baschnonga (*1941), Schweizer Schriftsteller und Aphoristiker
Jedes Gericht sieht es in seinem Licht.
© Michael Marie Jung (*1940), Professor, deutscher Hochschullehrer, Führungskräftetrainer, Coach und Wortspieler
Quelle: Jung, Charakterkopf. Neue Aphorismen und Sprüche, Books on Demand 2004
Vor Gericht wird eigentlich nur mit Autoritäten gestritten, der Autorität der Gesetze, die fest steht: das Geschäft der Urteilskraft ist das Auffinden des Gesetzes, d. h. der Autorität, die im gegebenen Fall Anwendung findet. Die Dialektik hat aber Spielraum genug, indem, erforderlichenfalls, der Fall und ein Gesetz, die nicht eigentlich zueinander passen, gedreht werden, bis man sie füreinander passend ansieht: auch umgekehrt.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph
Quelle: Schopenhauer, Die Kunst, Recht zu behalten (Eristische Dialektik), entstanden um 1830, posthum veröffentlicht 1864. Kunstgriff 30
Ein gewisser Marchand, Advokat und geistreicher Mann, sagte: "Man riskiert den Appetit zu verlieren, wenn man sieht, wie es in der Administration, der Justiz und in der Küche zugeht."
Nicolas Chamfort (1741 - 1794), eigentlich Sébastien Roch Nicolas de Chamfort, französischer Dramatiker, Mitglied der Académie Française
Quelle: Chamfort, Maximen und Gedanken. Charaktere und Anekdoten (Maximes et pensées: Caractères et anecdotes), 1795. In: Die französischen Moralisten. Die Aphorismenbücher in vollständiger Gestalt. Verdeutscht und hg. von Fritz Schalk, Leipzig 1938