19 Zitate und 23 Gedichte über Heimweh.
Heimwehkrankheit: im Ausland und völlig pleite.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
Quelle: Bierce, Des Teufels Wörterbuch (The Cynic's Word Book), 1906 (1909 als »Devil’s Dictionary« in ›Collected Works‹, Vol. 7)
Schweizerheimweh
Herz, mein Herz, warum so traurig,
Und was soll das Ach und Weh?
's ist so schön im fremden Lande,
Herz, mein Herz, was fehlt dir mehr?
Was mir fehlt? Es fehlt mir alles,
Bin ja wie verloren hier!
Ist's auch schön im fremden Lande,
Wird's doch nie zur Heimat mir.
In die Heimat möchte ich wieder,
Aber bald, ich bitte, bald!
Möcht' zum Vater, möcht zur Mutter,
Möcht' zu Berg und Fels und Wald!
Möcht' auf Flüh und Hörner steigen,
Möcht' am heiterblauen See,
Wo der Bach vom Felsen schäumet,
Unser Dörflein wiedersehn!
Wiedersehn die alten Häuser
Und vor allen Türen frei
Nachbarsleut, die freundlich grüßen,
Möchte in mein Dörflein heim.
Möcht' die Freunde wiedersehen,
Mit der Liebsten Hand in Hand
Über Almenwiesen gehen
Im geliebten Schweizerland.
Herz, mein Herz, in Gottes Namen,
'ist ein Leiden, gib dich drein!
Will's der Herr, so kann er helfen,
Werd ich bald zu Hause sein!
Johann Rudolf Wyss (der Jüngere) (1782 - 1830), Schweizer Dichter und Philosophieprofessor
Schied auch die Muschel lange schon
Vom Meer, das ihre Heimat war,
In ihrer Tiefe rauscht ein Ton
Wie Meeresheimweh immerdar.
Georg Scherer (1828 - 1909), deutscher Liedertextdichter
Heimweh
Wer in die Fremde will wandern,
Der muß mit der Liebsten gehn,
Es jubeln und lassen die andern
Den Fremden alleine stehn.
Was wisset ihr, dunkele Wipfel,
Von der alten, schönen Zeit?
Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,
Wie liegt sie von hier so weit!
Am liebsten betracht ich die Sterne,
Die schienen, wie ich ging zu ihr,
Die Nachtigall hör ich so gerne,
Sie sang vor der Liebsten Tür.
Der Morgen, das ist meine Freude!
Da steig ich in stiller Stund
Auf den höchsten Berg in die Weite,
Grüß dich, Deutschland, aus Herzensgrund!
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857), Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff, deutscher Dichter, Novellist und Dramatiker
Im Treibhaus
Hochgewölbte Blätterkronen,
Baldachine von Smaragd,
Kinder ihr aus fernen Zonen,
Saget mir, warum ihr klagt?
Schweigend neiget ihr die Zweige,
Malet Zeichen in die Luft,
Und der Leiden stummer Zeuge
Steiget aufwärts, süßer Duft.
Weit in sehnendem Verlangen
Breitet ihr die Arme aus,
Und umschlinget wahnbefangen
Öder Leere nicht'gen Graus.
Wohl, ich weiß es, arme Pflanze;
Ein Geschicke teilen wir,
Ob umstrahlt von Licht und Glanze,
Unsre Heimat ist nicht hier!
Und wie froh die Sonne scheidet
Von des Tages leerem Schein,
Hüllet der, der wahrhaft leidet,
Sich in Schweigens Dunkel ein.
Stille wird's, ein säuselnd Weben
Füllet bang den dunklen Raum:
Schwere Tropfen seh ich schweben
An der Blätter grünem Saum.
(vertont von Richard Wagner)
Mathilde Wesendonck (1828 - 1902), geb. Agnes Luckemeyer, dt. Schriftstellerin, Muse von Richard Wagner
Quelle: Wesendonck, M., Gedichte. 1858. Vertont von Richard Wagner
Das Menschenherz lenkt auch im glänzendsten Exil seine Sehnsucht nach Hause.
Paul Keller (1873 - 1932), deutscher Schriftsteller
Quelle: Keller, P., Gedichte und Gedanken, 1933
Gäbe es kein Fernweh, bliebe uns die schmerzliche Erfahrung des Heimwehs erspart.
© Kurt Haberstich (*1948), Schweizer Buchautor und Aphoristiker
Mit tausend Wünschen war er ausgegangen;
Das Ende war – bescheidenes Verlangen.
Ganz leise sprach er nur mit einer Hoffnung Keim:
Ich möchte heim!
Quelle: Inschrift. Grabinschrift auf einem Kirchhof in Luzern
In der Fremde
Oft hab' ich dich rauh gescholten
Muttersprache, so vertraut!
Höher hätte mir gegolten
Südlicher Sirenenlaut.
Und nun irr' ich in der Ferne
Freudenlos von Ort zu Ort,
Und vernähm', ach wie so gerne!
Nur ein einzig deutsches Wort.
Manches regt sich mir im Innern,
Doch wie schaff' ich hier ihm Luft?
All mein kindliches Erinnern
Findet in mir seine Gruft.
Einsam schweif' ich in die Felder,
Such' ein Echo der Natur;
Aber Bäche, Winde, Wälder
Rauschen fremd auf dieser Flur.
Unverstanden, unbeachtet,
Wie mein deutsches Lied verhallt,
Bleibt es, wann mein Busen schmachtet,
Und in bangem Sehnen wallt.
August Wilhelm von Schlegel (1767 - 1845), deutscher Philosoph und Schriftsteller, zusammen mit seinem Bruder Friedrich Schlegel gilt er als Mitbegründer der deutschen Romantik
Quelle: Schlegel, A. W., Gedichte. Lieder und Romanzen
O Heimat, alte Heimat,
Wie machst das Herz du schwer!
Joseph Victor von Scheffel (1826 - 1886), Joseph Victor Scheffel, ab 1876 von Scheffel, deutscher Schriftsteller und Dichter
Quelle: Scheffel, Der Trompeter von Säckingen, 1854. Fünf Jahre später. Werners Lieder aus Welschland