209 Zitate und 7 Gedichte über Hunger.
Allzuviel ist ungesund,
Dabei kommt man auf den Hund;
Allzuwenig ist noch minder,
Denn es ist noch ungesünder.
Quelle: Fliegende Blätter, humoristische deutsche Wochenschrift, 1845-1944
Den Hunger nennt ihr Liebe, und wo ihr nichts mehr seht, da wohnen eure Götter.
Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), Johann Christian Friedrich Hölderlin, deutscher evangelischer Theologe, Dramatiker und Lyriker (begann ab 1841 seine Gedichte mit ›Scardanelli‹ zu unterzeichnen)
Quelle: Hölderlin, Hyperion oder der Eremit in Griechenland, 2 Bde., 1797-99. Erster Band. Erstes Buch. Hyperion an Bellarmin
Der Hunger sieht es besser, du Gesandter Gottes!
Quelle: Goitein (Hg.), Jemenica. Sprichwörter und Redensarten aus Zentral-Jemen, hg. von Shlomo Dov Goitein, 1934
Ein leerer Magen vermag sehr wohl zu denken,
doch immer nur in eine Richtung.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Nur Leiden schafft der Himmel uns armen Verlornen,
Die Saat zerstörend, wenn kaum der Acker bestellt;
Ach kennten unser Geschick die Ungebor'nen,
Sie kämen sicher nimmer auf diese Welt.
Omar Chayyam (1048 - 1131), eig. Ghiyath al-Din Abu'l-Fath Umar ibn Ibrahim Al-Nisaburi al-Khayyam, persischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Philosoph und Dichter
Quelle: Chayyam, Strophen des Omar Chiijam, übersetzt von Adolf Friedrich Graf von Schack 1878
Der Hunger macht die wildesten Tiere zahm und die zahmsten Tiere wild.
Wilhelm Schlichting (19./20. Jhdt., publizierte um 1930), Schriftsteller und Verleger (Verlag Wilhelm Schlichting in Stuttgart-Gablenberg)
Quelle: Schlichting (Hg.), Weiser Humor – Lachende Philosophie. 1000 der besten boshaften Sinnsprüche, gesammelt von Wilhelm Schlichting, Verlag Wilhelm Schlichting, Stuttgart-Gablenberg 1931
Wer bei Tisch nur Liebe findet,
Wird nach Tische hungrig sein.
Georg Friedrich Treitschke (1776 - 1842), deutscher Librettist und Übersetzer, schrieb das Libretto zu Beethovens »Fidelio«
Quelle: Treitschke, Fidelio, 1814
Denn für itzt habe ich dringende Essenslust, leeren Magen, scharfe Zähn, verdürrte Gurgel, brüllenden Hunger; alles ist darauf eingerichtet. Wenn ihr mir Arbeit geben wollt, so wird es ein Fest sein, mich mumpfen zu sehen. O um Gottes willen bestellt es!
François Rabelais (1494 - 1553), französischer Satiriker und Humanist, Arzt, Benediktiner, Franziskaner und Weltgeistlicher
Quelle: Rabelais, Gargantua und Pantagruel (Les horribles et épouvantables faits et prouesses du très renommé Pantagruel, Roi des Dipsodes, fils du grand géant Gargantua. Composés nouvellement par maître Alcofrybas Nasier), 5 Bde., 1532-1564
Ein armer Teufel ist, der sein Essen selber sucht und schwer entdeckt, noch ärmer der, der mühsam sucht und dennoch nichts entdecken kann, am ärmsten der, der etwas essen will und nichts zu beißen hat! Am liebsten kratzte ich dem heutigen Tag die Augen aus, so sehr mit Schäbigkeit hat er mir alle Leute zugedeckt.
Titus Maccius Plautus (250 - 184 v. Chr.), lateinischer Komödiendichter
Quelle: Plautus, Die Kriegsgefangenen (Captivi). Der Parasit Ergasilus im Selbstgespräch, weil er niemanden findet, bei dem er sich zu Gaste laden könnte
Der Hungrige ist gutmütig, wenn er satt ist.
© Michail Genin (1927 - 2003), russischer Aphoristiker, veröffentlichte seit 1964 in der satirischen Zeitschrift »Krokodil«, seit 1970 ständiger Autor der »Literaturnaja Gaseta« und der Zeitung »Moskowski Komsomolez«, war Vorsitzender der Autorensektion des Moskauer Aphorismen-Clubs
Quelle: Genin, Unewige Gedanken, 1993. Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis seines Sohnes Vladimir Genin und des Übersetzers, Peter Ott