56 Zitate und 3 Gedichte über Jung.
Der Knabe wünschet sich zum Jüngling, der zum Mann;
Der Alte finge gern beim Knaben wieder an.
Ludwig Heinrich von Nicolay (1737 - 1820), deutscher Lyriker und Präsident der russischen Akademie in Sankt Petersburg
Quelle: Nicolay, Vermischte Gedichte und prosaische Schriften, 8 Bde., 1792-1810. Aus: Die Wünsche des Esels
Die Alten und die Jungen
"Unverständlich sind uns die Jungen"
Wird von den Alten beständig gesungen;
Meinerseits möcht ich's damit halten:
"Unverständlich sind mir die Alten."
Dieses am Ruder bleiben Wollen
In allen Stücken und allen Rollen,
Dieses sich unentbehrlich Vermeinen
Samt ihrer »Augen stillem Weinen«,
Als wäre der Welt ein Weh getan -
Ach, ich kann es nicht verstahn.
Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
Ob dem Parnasse sie näher gekommen
Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,
Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entfachen,
Ob sie Himmel oder Hölle machen -
Eins läßt sie stehn auf siegreichem Grunde:
Sie haben den Tag, sie haben die Stunde;
Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
Sie beherrschen die Szene, sie sind dran.
Theodor Fontane (1819 - 1898), dt. Schriftsteller, Journalist, Erzähler und Theaterkritiker
Man ist jung, solange man sich für das Schöne begeistern kann und nicht zuläßt, daß es vom Nützlichen erdrückt wird.
Jean Paul (1763 - 1825), eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge
Du bist noch jung, liebes Kind,
Ein schönes Leben liegt noch vor dir,
Wenn du es dir nicht selbst verdirbst.
Otto Erich Hartleben (1864 - 1905), deutscher gesellschaftskritischer Schriftsteller und Dramatiker
Wie viele Gedanken, wie viele Gefühle, wie viele Wünsche, wie viele Hoffnungen, wie viele Täuschungen, wie viele Freuden, wie viele Leiden schließen sechs Jünglingsjahre ein!
Heinrich von Kleist (1777 - 1811), Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, deutscher Dramatiker, Novellist, Bühnenschriftsteller und Erzähler
Quelle: Kleist, H., Briefe. An Wilhelmine von Zenge, Juli 1801
Jung ist man nicht, wenn man sich jung fühlt, sondern wenn man jung fühlt.
© André Brie (*1950), Dr. rer. pol., deutscher Diplom-Politikwissenschaftler, von 1999 bis 2009 Europaabgeordneter der Linkspartei, Präsident der Chile-Delegation des Europäischen Parlaments, von 2011 bis 2016 Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Aphoristiker
Quelle: Brie, Edelweisheiten (in: Der Weisheit letzter Schuß), Eulenspiegel Verlag 1980
"Ich fühle mich ewig jung –!" Richtig, du willst sagen: Du fühlst dich ewig unreif.
Karl Gutzkow (1811 - 1878), Karl Ferdinand Gutzkow, deutscher Schriftsteller und Journalist, Pseudonym: El Bulwer
Quelle: Gutzkow, Vom Baum der Erkenntnis. Denksprüche, 1868
Vor lauter Besorgnis, jung zu erscheinen,
hören manche vorzeitig auf, jung zu sein.
© Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker
Quelle: Reinhardt, Gedankensprünge. Aphorismen, Friedrich Reinhardt Verlag 2003
Wer im Herzen jung geblieben ist, hat dem Alter ein Schnippchen geschlagen.
© Annette Andersen (*1953), deutsche Autorin, Lyrikerin, Verfasserin von Kinderliedern und -geschichten