23 Zitate und 14 Gedichte über Karneval.
Wenn kein Fasching wär',
wäre mancher immer nur Irgendwer.
© Erhard Horst Bellermann (*1937), deutscher Bauingenieur, Dichter und Aphoristiker
Quelle: Bellermann, Dümmer for One, Books on Demand 2003
Fast hätte ich es vergessen: Fasching ist etwas für die, für die Fasching etwas ist.
© Wolfgang J. Reus (1959 - 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker
Tierischer Applaus. - Die zarte Melodie klingt aus, der Künstler blickt auf: Da tobt der Beifallssturm los, tierische Bravoschreie, wildes Klatschen und Stampfen: Alles widerlegt die vorangegangene Sublimität der Kunst als sublime Lüge. Der eben noch mit verklärter Miene seinen animalischen Trieben entrückte Künstler lächelt befreit, befriedigt, empfindet den wüsten Lärm als streichelnde Genugtuung. Welch ein Umweg des Ego! Was wird hier bejubelt? Die Länge des Umwegs? Die Perfektion der Maskerade? Oder ist der tosende Jubel der erlösende Karneval des Körpers nach der selbstverordneten Fastenzeit?
© Rainer Kohlmayer (*1940), Professor für Interkulturelle Germanistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Herausgeber der Zeitschrift »Die Schnake«, Autor und Übersetzer von Theaterstücken
Quelle: Kohlmayer, Die Schnake, Ausgaben 15+16
Ein toller Tag
Ein Mensch erschrickt, und ihm wird klar:
Mensch heute ist doch Karneval.
Dann sucht er, Mensch ich krieg’ die Motten,
Im Keller Karnevalsklamotten.
Der Hut ist alt, aus Opas Schrank,
Das Nachthemd, längs gestreift, macht schlank.
Ein bunter Schal noch um den Hals,
Denn Karneval ist’s immer kalt.
Damit man sein Gesicht nicht sieht,
Er einen Strumpf sich überzieht.
Zwei Augen schlitzt er noch hinein,
Ein Loch für’s Nasenbein muß sein.
Zwei Socken dann, links grün, rechts rot,
So zieht der Mensch als Jecke los.
Es stürzt der Mensch sich ins Getümmel,
Als Jeck verklärt, als Mensch verstümmelt.
Doch ihn schert’s nicht, denn dieser Tag,
Ist einmal nur in jedem Jahr.
So singt und swingt und trinkt der Mensch,
Versäuft vielleicht sein letztes Hemd,
Und wankt nach Haus - sonst braver Vater -
Mit schiefem Gang und Faschingskater.
Am Mittwoch ist es dann vorbei.
Zurück im Alltagseinerlei,
Erkennt der Mensch sehr rasch: das war’s
Nicht viel und doch, er hat’s gewagt.
Das hält ihn fit und gibt ihm Kraft;
Denn nächstes Jahr, genau um acht,
Wird dieser Mensch erneut sich fragen,
An einem der drei tollen Tage:
Soll ich als Mensch mich neu verstümmeln,
Und mich in dem Getümmel lümmeln,
Und trinken, swingen und auch singen,
Erneut den Kater heimwärts bringen?
Weil er sich doch am besten kennt,
Wird er es tun; denn Mensch bleibt Mensch.
Und deshalb sei auch Euch gesagt,
Vergeßt des Alltags Last und Plag’.
Seid fröhlich, lustig, spritzig, heiter;
Denn Lebensuhren gehen weiter.
Der nächste Morgen kommt bestimmt,
Weil er heut' schon das Gestern nimmt.
Und auch am Ende ist Euch klar,
Daß morgen längst schon gestern war.
So ist und war es allemal
Und nicht zuletzt im Karneval.
© Wolfgang (WoKo) Kownatka (*1938), deutscher Luftwaffen-Offizier, NATO-Pressestabsoffizier, Bankkaufmann, freier Journalist und Aphoristiker
Fasching ist vorbei
Fasching ist vorbei
das Konfetti verbrannt
die Narren von gestern
sind die Asche von heut
© Engelbert Schinkel (*1959), einfühlsamer Seelenfärber
Karneval, Fastnacht,
Ließ der Narr auch die Sau raus?
Schon ist Aschermittwoch.
© EPROM (*1941), deutscher Hobby-Dichter und Aphoristiker
© by E-Peter
Karneval ist das aus tiefem Herzen kommende Bekenntnis des Deutschen zur Humorlosigkeit.
© Christian Felsner (*1978), Student, Kleinkünstler und Gelegenheitsaphoristiker