105 Zitate und 8 Gedichte über Katastrophe, Untergang.
Wenn die großen Katastrophen unseres Lebens dazu führen, daß selbst ein Wurstsalat wieder zu den wesentlichen Dingen zählt, dann hatte es schon etwas Gutes!
© Thomas S. Lutter (*1962), Lyriker und Musiker
Die Erde schweigt
Ein Engel singt
Die Menschheit ist vergangen
© Thomas S. Lutter (*1962), Lyriker und Musiker
Quelle: Lutter, Gedichte. Aus: Ultimo
Der Weltgeist bedient sich in der geistigen Sphäre unserer Arme ebenso, wie er in der physischen Vulkane und Wasserfluten gebraucht. Was liegt daran, ob sie [die Menschen] nun an einer Seuche oder an der Revolution sterben?
Georg Büchner (1813 - 1837), deutscher Anatom, Dramatiker, Lustspielautor und Novellist
Quelle: Büchner, Dantons Tod, 1835. 2. Akt, St. Just
Man gewinnt den Eindruck, als sei man angetan von der Katastrophe, denn sie gibt Handeln eine Orientierung und einen Sinn. Doch man vernachlässigt die Prophylaxe gegenüber dem, was zu der Katastrophe geführt hat.
© Bernd Liske (*1956), Unternehmer aus Sachsen-Anhalt
Und wenn die Erde erst ahnte, wie sich der Komet
vor der Berührung mit ihr fürchtet!
Karl Kraus (1874 - 1936), österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker und Dramatiker
Quelle: Kraus, Pro domo et mundo, 1919
Wenn schon Titanic – dann aber Luxusklasse.
© Heinz Stein (*1934), Holzschneider, Bildhauer, Schriftsteller mit dem Schwerpunkt Aphorismen
Schlimmes wird nicht dadurch besser,
dass es noch Schlimmeres gibt.
© Jürgen Wilbert (*1945), Dr. phil., deutscher Literat und Aphoristiker
Quelle: Wilbert, Aus der Redensart geschlagen. Aphoristische Denkereien, Brockmeyer Verlag 2014
Die wahren Naturkatastrophen finden wir nicht in der Natur selbst,
sondern in ihren künstlichen Nachbildungen.
© Helmut Glaßl (*1950), Dipl.-Ing., Maler, Aphoristiker
Wir treiben die Welt in den Abgrund
und rennen hinterher.
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz
Wohin treiben wir? Wir lenken schon lange nicht mehr, führen nicht, bestimmen nicht. Ein Lügner, wers glaubt. Schemen und Gespenster wanken um uns herum – taste sie nicht an: sie geben nach, zerfallen, sinken um. Es dämmert, und wir wissen nicht, was das ist: eine Abenddämmerung oder eine Morgendämmerung.
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (später umbenannt in "Die Weltbühne"), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik
Quelle: Tucholsky, Werke 1907-1935. Dämmerung, in: Die Weltbühne, 11.03.1920, Nr. 11 (Kurt Tucholsky)