130 Zitate und 62 Gedichte über Kuss.
Neu beschwing ihm das Gefieder,
Das nun kriechend kritzeln muß:
Blick und Wort statt Brief' und Lieder,
Statt der Siegel Kuß um Kuß!
Paul Heyse (1830 - 1914), eigentlich Paul Johann Ludwig von Heyse, deutscher Romanist, Novellist und Übersetzer, Nobelpreisträger für Literatur 1910
Vom Küssen
War ich gar so jung und dumm,
Wollte gerne wissen:
"Warum ist mein Mund so roth?"
Sprach der Mai: "Zum Küssen."
Als der Nebel schlich durch's Land,
Hab ich fragen müssen:
"Warum ist mein Mund so blaß?"
Sprach der Herbst: "Vom Küssen."
Anna Ritter (1865 - 1921), deutsche Dichterin und Novellistin
Bei den Küssen seines Weibes denkt ein echter Chemiker nichts, als daß ihr Atem Stickgas und Kohlenstoffgas ist.
Heinrich von Kleist (1777 - 1811), Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, deutscher Dramatiker, Novellist, Bühnenschriftsteller und Erzähler
Quelle: Kleist, H., Briefe. An Adolfine von Werdeck, 29. Juli 1801
Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
Und im Dunkeln wiedergibt,
Solche Küsse wie beseelgen
Sie die Seele, wenn sie liebt!
Ahnend und erinnrungsüchtig,
Denkt die Seele sich dabei
Manches von vergangnen Tagen,
Und von Zukunft mancherlei.
Doch das gar zu viele Denken
Ist bedenklich, wenn man küßt; -
Weine lieber, liebe Seele,
Weil das Weinen leichter ist.
Heinrich Heine (1797 - 1856), Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons
Quelle: Heine, H., Gedichte. Neue Gedichte. Neuer Frühling, 1844
Eh'mals glaubt ich, alle Küsse,
Die ein Weib uns gibt und nimmt,
Seien uns, durch Schicksalsschlüsse,
Schon urzeitlich vorbestimmt.
Küsse nahm ich, und ich küßte
So mit Ernst in jener Zeit,
Als ob ich erfüllen müßte
Taten der Notwendigkeit.
Jetzo weiß ich, überflüssig,
Wie so manches, ist der Kuß,
Und mit leichtern Sinnen küß ich,
Glaubenlos im Überfluß.
Heinrich Heine (1797 - 1856), Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons
Quelle: Heine, H., Gedichte. Neue Gedichte. Verschiedene. Hortense, 1.
Die Küsse
Der Neid, o Kind,
Zählt unsre Küsse;
Drum küß' geschwind
Ein Tausend Küsse;
Geschwind du mich!
Geschwind ich dich!
Geschwind, geschwind,
O Laura, küsse
Manch Tausend Küsse;
Damit er sich
Verzählen müsse.
Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), deutscher Schriftsteller, Kritiker und Philosoph der Aufklärung
Quelle: Lessing, G. E., Gedichte. Lieder, 1753
Himmel, was muss das für ein Narr gewesen sein, der das Küssen erfunden hat!
Jonathan Swift (1667 - 1745), anglo-irischer Erzähler, Moralkritiker und Theologe
Wie? du kannst nicht mehr küssen?
Mein Freund, so kurz von mir entfernt,
Und hast's Küssen verlernt?
Warum wird mir an deinem Halse so bang?
Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken
Ein ganzer Himmel mich überdrang,
Und du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken.
Küsse mich!
Sonst küss' ich dich!
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Kerker, Margarete zu Faust
Küsse sind Buchstaben, Dein Körper die Seite, ich könnte Romane schreiben.
© Thomas Häntsch (*1958), Fotograf
Wer für sein Lieb nicht sterben kann,
Ist keines Kusses wert.
Theodor Körner (1791 - 1813), Carl Theodor Körner, deutscher Freiheitsdichter, Burgtheaterdichter in Wien und Verfasser patriotischer Lieder
Quelle: Körner, Th., Gedichte. Aus: Trost. Ein Rundgesang, 1813