5056 Zitate und 550 Gedichte über Leben.
Kunst
Die größte Künstlerin ist das Leben
– nicht kontrollierbar
– nicht imitierbar
– nicht halt-bar
Jeder Versuch
Kunst in Beständigkeit zu bannen scheitert.
Nur das Eintauchen
der Seele in den eigenen Bezugsrahmen
zum Kunstobjekt
läßt Kunst des Lebens wieder erwachen.
© Irina Rauthmann (*1958), deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
Ins Buch der Familie kommt man automatisch, das Buch des Lebens muß man dagegen allein aufschlagen.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Das nachdenkende, betrachtende, forschende Leben ist eigentlich das höchste.
Wilhelm von Humboldt (1767 - 1835), Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand von Humboldt, deutscher Philosoph, Philologe und preußischer Staatsmann, Mitbegründer der Universität Berlin (heute Humboldt-Universität zu Berlin)
Quelle: Humboldt, W., Briefe an eine Freundin (gemeint ist Charlotte Diede), 2 Bde., 1847. 9. Juli 1824
Wo alles funktioniert, haben auch Leben und Tod eine Chance.
© Manfred Hinrich (1926 - 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller
Am Schachbrett des Lebens
Beim Schachspiel saß ich. Ein Springerzug
Ließ jäh meine Wangen erblassen.
Das Herz hinauf bis zum Hals mir schlug:
Die Königin mußte ich lassen.
Ich nehme den goldenen Becher zur Hand
Und leere ihn bis zum Grunde.
Die Königin fuhr in das weite Land,
Lacht über das Herz, das wunde.
Jahre vergehen. Ich sitze still
Gebückt überm Schachbrett wieder.
Das Leben verloren? Verloren das Spiel?
Verweht die Rosen, die Lieder?
Wer bist du, Partner? Ich kenne dich doch!
Deine Augen, die braunen, sie brennen.
Märchen einst. Märchen auch heute noch.
Jugend, so will ich dich nennen.
Du selige Jugendpoesie
Breit über mir aus die Hände.
Ich sinne und spiele die alte Partie.
Sie geht niemals zu Ende.
Robert Graf (1878 - 1952), österreichischer Kunsthistoriker
Quelle: Bern/Zoozmann (Hg.), Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl aus vergangenen Jahrhunderten und aus unseren Tagen, Erstauflage hg. von Maximilian Bern, spätere Auflagen neu bearbeitet und hg. von Richard Zoozmann, 3 Bde., 1924-29 (EA: 1902)
Das Leben ist ein Schlaf, ein gedrückter heißer Schlaf, Vampyren sitzen auf ihm, Regen und Winde fallen auf uns Schlafende, und wir greifen vergeblich aus zum Erwachen.
Jean Paul (1763 - 1825), eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge
Quelle: Jean Paul, Hesperus oder 45 Hundsposttage. Eine Lebensbeschreibung, 3 Bde., 1795. Viertes Heftlein. 39. Hundposttag
Wer aus sich heraus lebt, tut immer besser, als wer in sich hinein lebt.
Johann Gottfried Seume (1763 - 1810), deutscher Schriftsteller, unternahm 1801/02 seine berühmte Fußreise nach Sizilien (»Spaziergang nach Syrakus«)
Quelle: Seume, Apokryphen, 1806/07; erster vollständiger Druck in: Prosaische und poetische Werke, Berlin 1869
Das Leben ist ein Geheimnis,
das erst mit dem Tode gelüftet wird.
© Helga Schäferling (*1957), deutsche Sozialpädagogin
Komm, mein Leben!
Feld und Hain erglühen hold
Unter Blütenträumen
Und das Licht, wie helles Gold
Rauscht es in den Räumen.
Komm, mein Leben, meine Lust,
Tritt in Gottes Helle,
Daß sich wärmer Brust zu Brust,
Lust zu Lust geselle!
Johann Fercher von Steinwand (1828 - 1902), eigentlich Johann Kleinfercher, österreichischer Dichter und Lyriker