6585 Zitate und 1955 Gedichte über Liebe.
Bei der Liebe handelt es sich bekanntlich um eine Himmelsmacht, auf der Erde muß sie zwangsläufig ins Trudeln geraten.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Das ist der Liebe eigen,
Mit Worten muß sie schweigen;
Sie spricht mit süßen Zeichen
Von Dingen ohnegleichen.
Es sagt die Hand am Herzen:
Hier innen trag' ich Schmerzen,
Und möchte doch dies Leiden
Um alle Welt nicht meiden.
Im Auge spricht die Träne:
Wie ich nach dir mich sehne!
Mein Wollen, Denken, Sinnen,
Es will in deins verrinnen.
Es spricht der Lippe Zücken:
O laß dich an mich drücken,
Auf daß im Feuerhauche
Sich Seel' in Seele tauche!
So webt in stummen Zeichen
Sich Botschaft sondergleichen;
Von Herz zu Herzen geht sie,
Doch nur wer liebt, versteht sie.
Emanuel Geibel (1815 - 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker
Quelle: Geibel, E., Gedichte. Neue Gedichte. Lieder aus alter und neuer Zeit, 12.
Mein Herz ist wie ein singender Vogel
Mein Herz ist wie ein singender Vogel,
das Nest gebaut an rauschendes Wehr.
Mein Herz ist wie ein Apfelbaum
mit Ästen hangend von Früchten schwer.
Mein Herz ist wie eine schimmernde Muschel,
friedlich treibend durch stilles Meer.
Mein Herz ist nimmermehr beklommen,
denn mein Liebster ist gekommen.
Christina Rossetti (1830 - 1894), Christina Georgina Rossetti, englische Lyrikerin, Schwester von Dante Gabriel Rossetti; schrieb düster-schwermütige Erzählungen und Märchen, religiöse Lyrik
An eine Rose
Du kleine Rose, glaube mir,
Du sollst Lucindens Busen schmücken.
Ich selber will dich ihr
Itzt auf den vollen Busen drücken.
Dann sag ich: "Mädchen, küsse mich,
Sieh, dies hat Flora dir geweihet.
Sieh, wie die Rose sich
Schon über ihre Stelle freuet."
Doch untersteht ein Jüngling sich
Dich von dem Busen abzubrechen:
Dann, Rose, räche mich,
Dann mußt du ihn gewaltsam stechen.
Doch wenn in meines Mädchens Brust
Nach mir sich zarte Wünsche regen –
O die geliebte Brust!
Dann hauch ihr süßen Duft entgegen.
Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737 - 1823), dänischer Schriftsteller, Konsul in Lübeck, sein Trauerspiel »Ugolino« (1768) eröffnete die Bewegung des Sturm und Drang
Jede Liebe hat ihre Zeit,
und jede Zeit hat ihre Liebe.
Jede neue Zeit hat ihre neue Liebe,
aber wir sollten nicht all zu viel von ihr
erwarten,
denn sie kann die Zeit unserer Liebe nie
ersetzen!
© Andrea Koßmann (*1969)
Die Liebe ist die höchste unter den Geistesgaben, weil sie die einzige ist, die ewig ist.
© Albert Schweitzer (1875 - 1965), deutsch-französischer Arzt, Theologe, Musiker und Kulturphilosoph, Friedensnobelpreis 1952
Quelle: Schweitzer, Gesammelte Werke in fünf Bänden, hg. von R. Grabs, C. H. Beck 1974. Bd. 4: Die Mystik des Apostels Paulus
Die Liebe ist die angenehmste Herzkrankheit.
Quelle: Fliegende Blätter, humoristische deutsche Wochenschrift, 1845-1944
Liebe ist die Geschichte des Lebens einer Frau;
die Episode im Leben eines Mannes.
Germaine de Staël (1766 - 1817), Anne-Louise-Germaine Baronin von Staël-Holstein bzw. Madame de Staël, aus der Schweiz stammende französische Schriftstellerin, berühmt durch ihre geistreiche Eloquenz, führte einen bedeutenden Salon und nahm aktiv teil am politischen und intellektuellen Leben ihrer Zeit
Liebe ist: Erfüllung, Last und Medizin.
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (später umbenannt in "Die Weltbühne"), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik
Quelle: Tucholsky, Werke 1907-1935. Die Frau spricht (I), in: Die Weltbühne, 13.08.1929, Nr. 33 (Theobald Tiger), wieder in: Lerne lachen ohne zu weinen, 1931