206 Zitate und 22 Gedichte über Lust, Wollust.
[S]o muß man doch [...] festhalten, wie oft die leibliche Hemmung den Menschen an seiner geistigen Leistungsfähigkeit, ja an seinem individuellsten Menschenwert Einbußen erleiden läßt.
Lou Andreas-Salomé (1861 - 1937), deutsche Schriftstellerin, Freundin Friedrich Nietzsches und Rainer Maria Rilkes; schrieb Romane und Erzählungen
Quelle: Andreas-Salomé, Die Erotik, 1910. Originaltext
Vorabend
Was streift vorbei im Dämmerlicht?
War's nicht mein holdes Kind?
Und wehten aus dem Körbchen nicht
Die Rosendüfte lind?
Ja, morgen ist das Maienfest!
O morgen welche Lust!
Wann sie sich glänzend schauen läßt,
Die Röslein an der Brust.
Ludwig Uhland
(1787 - 1862), deutscher Lyriker und Germanist,
Mitglied des Paulsparlaments
Quelle: Uhland, L., Gedichte. Entstanden 1809, Erstdruck 1815
Hedonismus: Vor dem großen Tod möglichst viele kleine sterben.
© Heimito Nollé
(*1970), Medienanalyst
Quelle: Nollé, Randgut. Aphorismen und Kurztexte, Brockmeyer Verlag, Bochum 2016. Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis des Verlags. Autistisches
moomra oder die schönen namen
hartmut auffderstrasse
prostet ein glas liebfraumilch.
und du schleckst den zucker bis zum gaumen
(hab ihn ködernd drauf verstreut)
als dank lümmel ich dir meinen daumen
(hinterrücks wo's dich so scheut)
beklommen taumelst du der wand entgegen
stößt dir deinen klugen kopf
(keuchen ächzen röcheln hecheln
schwitzen lechzen stöhnen lächeln)
– doch noch bevor du fragst was will ich
(und's träufelnd zeichnet dein gesicht)
denk ich schon wieder liebfraumil'ch
auffderstrasse (doch an dich nicht)
© Christoph Mauny (*1984), deutsch-französischer Astrophysiker und Tiefseetaucher
Man kann enthaltsam sein, um nachher eine größere Wollust zu fühlen, weil dann die Enthaltsamkeit ein Mittel zur Steigerung des Genusses wird. Gerade so, wenn man auf einen Ball gehen will und sich nicht durch Spaziergänge oder eine andere körperliche Anstrengung ermüdet; wenn man zu einem köstlichen Diner eingeladen wird, so wird man auch nicht auf den Gedanken geraten, vor dem Mittagessen sich den Magen zu überladen.
Wilhelmine Schröder-Devrient (1804 - 1860), Wilhelmine Henriette Friederike Marie Schröder-Devrient geb. Schröder, deutsche Opernsängerin; gilt als größte deutsche Gesangstragödin des 19. Jahrhunderts
Quelle: Schröder-Devrient, Aus den Memoiren einer Sängerin, Erstdruck 1868-1875, erschien zunächst anonym; Verfasserschaft Schröder-Devrients ist umstritten
Lust aber verhindert Einsicht, sie ist der Vernunft ein Feind, schwächt die Augen des Verstandes, wie man sagt, und hat mit der Tugend keinerlei Verbindung.
Marcus Tullius Cicero (106 - 43 v. Chr.), römischer Redner und Staatsmann
Quelle: Cicero, Cato der Ältere über das Greisenalter (Cato maior de senectute), 44 v. Chr. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Impedit enim consilium voluptas, rationi inimica est, mentis, ut ita dicam, praestingit oculos nec habet ullum cum virtute commercium
Verwirf die Lüste: es schadet die mit Schmerz erkaufte Lust.
Horaz (65 - 8 v. Chr.), eigentlich Quintus Horatius Flaccus, römischer Satiriker und Dichter
Quelle: Horaz, Briefe (Epistolae). I, 2, 55. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Sperne voluptates: nocet empta dolore voluptas
Jede Lust, wie gefällig sie auch ist, schadet.
Publilius Syrus (um 90 - 40 v. Chr.), falsch auch Publius Syrius, römischer Moralist, Aphoristiker und Possenschreiber
Quelle: Publilius Syrus, Sprüche (Sententiae), um 50 v. Chr. Übers. Aphorismen.de
Originaltext: Omnis voluptas, quamcumque arrisit, nocet