12 Zitate und 11 Gedichte über März.
Im März sieht die Erde viel jünger aus als sie ist.
© Arthur Feldmann (1926 - 2012), österreichisch-jüdischer Schriftsteller, 1939 Emigration nach Israel als Aharon Shadmoni, 1956 als André Chademony in Frankreich eingebürgert
Quelle: Feldmann, Kurznachrichten aus der Mördergrube oder Die große Modeschau der nackten Könige, 1993
Im März
Plop – plop – plop –
es tropft vom Dach,
das letzte Eis zerrinnt;
und auf der Wiese
drängt mit Macht
aus harter Kruste
zartes Grün.
Die Sonne streift
mit sanfter Hand –
wie eine Mutter
ihres Kindes Scheitel –
das Feld, den Wald,
geliebtes Land.
Die Träne fließt:
das Eis wird Wasser,
das Wasser braust
wie Donnerhall
über die Felsenwand
und braust und rauscht
und fällt ins Tal.
© Ingrid Streicher (*1943), österreichische Autorin von Lyrik-, Erzähl- und Kinderbüchern
Quelle: Streicher, Der Amsel Lied, Edition Mondstein 2008
März
Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
So lockend die Sonne vom Himmel blitzt,
so lockend alles gänzt und glitzt…
Sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Es werden Tage wieder kommen,
bevor erblüht, wovon du träumst,
da alles wie vorher trostlos weh
im Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Und doch und dennoch: Mit jubelndem Liede
grüße dies frohe befreiende Blau
über all dem farblosen Grau,
freu dich der flimmernden Mittagsstunden,
sonne das Herz dir zu keimender Kraft,
daß es dem müde machenden Winter
und seiner Enttäuschung sich wieder entrafft!
Nur warte, nur wart noch! Es wird sich erfüllen,
es wird sich erfüllen, was du ersehnst:
Glutig auflodern wird es am Himmel,
über die Berge her wird es wehn
und wie donnernde Osterglocken
wird es durch die Lande gehn…
Nur warte, nur wart noch und hab Geduld!
So schön und so köstlich dies blitzende Blau
mit seinem süßen stillen Locken,
es kommen Tage noch und Wochen,
farblos grau,
da alles wie vorher trostlos weh
in Regen sich begräbt und Schnee,
Tage voll Traurigkeit, Tage voll Müh…
sprich noch nicht vom Frühling, es ist zu früh!
Cäsar Flaischlen (1864 - 1920), Cäsar Otto Hugo Flaischlen, deutscher Schriftsteller, Journalist und Redakteur, Pseudonym Cäsar Stuart
Märzsonne
Nun wandr' ich über Berg und Tal,
Die Welt steht blühend offen,
Mich hat mit erstem Sonnenstrahl
Der Lenz ins Herz getroffen.
Ich hör' das kleine freche Herz
Im dunklen Brustkorb lachen;
Es weiß, es wird im grünen März
Eine selige Dummheit machen.
Rudolf Presber (1868 - 1935), deutscher Journalist, Dichter, Dramatiker, Romancier und Erzähler
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder,
Blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
Kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
Überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder;
Kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen;
Wollt es halten, mußt es schwimmen lassen.
Detlev von Liliencron (1844 - 1909), eigentlich Friedrich (Fritz) Adolf Axel Freiherr von Liliencron, deutscher Lyriker des Impressionismus und Naturalismus
Quelle: Liliencron, D., Gedichte
Lauer Märzwind ...
Lauer Märzwind
jagt verspätete Flocken.
Von unten
gegen die schwarze Erddecke
drücken lebendige Finger.
Unruhig laufen die Menschen,
die Tiere.
Fern,
immer näher rauscht
die Springflut
von Licht
und Glück.
Georg Stolzenberg (1857 - 1941), Berliner Komponist und Lyriker, schrieb als erster Jünger von Arno Holz Gedichte im natürlichen Rhythmus und Mittelachsensatz des 'Phantasus'.
Quelle: Stolzenberg, G., Gedichte
März
Der Nachtschnee färbt die Straße blau.
Schwarz wächst der Wald am Weg empor,
streckt kahles Ästewerk hervor
wie drohende Wehr aus Feindesbau.
Wer hat den feuchten Schnee gehäuft?
Wer hat den Himmel grau verdeckt?
Wer hat den irren Fuß geschreckt,
daß er in lauernde Ängste läuft?
Das ist der März: der drückt und droht.
Das ist die Schwangerschaft der Welt.
Das ist, vom Frühlingsdunst zerspellt,
des Winters röchelnde Sterbensnot.
Erich Mühsam (1878 - 1934 (ermordet im KZ Oranienburg)), dt. Schriftsteller, Anarchist und Pazifist, Hg. der Zeitschriften "Kain" und "Fanal"
Quelle: Mühsam, E., Gedichte. Wüste – Krater – Wolken, 1914
März
In deinen Haaren
der milde Wind
Dein Lächeln
Beim Anblick
der Blumen
Nach den
kalten Tagen.
© Michael Sebörk (*1963), Pädagoge