219 Zitate und 36 Gedichte über Müdigkeit, Schlaf.
Während die Hirten schlafen,
stiehlt man die Wolle den Schafen.
Abraham a Sancta Clara (1644 - 1709), eigentlich Johann Ulrich Megerle, deutscher Augustiner-Barfüßer, hielt in Augsburg, Graz, Wien als Kaiserlicher Prediger volkstümliche, drastische, durch Witze und Wortspiele belebte Predigten, Schillers Vorlage zur Kapuzinerpredigt in »Wallensteins Lager«
Vom Schlaf zum Tode ist ein kleiner Weg.
Ludovico Ariosto (1474 - 1533), italienischer Lyriker und Satiriker
Quelle: Ariosto, Der rasende Roland (Orlando furioso), 1516-32. XVIII, 189
Auf ein schlummerndes Kind
Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe,
Wenn ich im Traum dich lächeln sehe,
Wenn du erglühst so wunderbar,
Da ahne ich mit süßem Grauen:
Dürft' ich in deine Träume schauen,
So wär' mir Alles, Alles klar!
Dir ist die Erde noch verschlossen,
Du hast noch keine Lust genossen,
Noch ist kein Glück, was du empfingst;
Wie könntest du so süß denn träumen,
Wenn du nicht noch in jenen Räumen,
Woher du kamest, dich erging'st?
Friedrich Hebbel (1813 - 1863), Christian Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker
Quelle: Hebbel, F., Gedichte
Der Samstig het zum Sunntig gseit:
Jez hani alli schlofe gleit; [...]
So seit er, un wo's Zwölfi schlacht,
se sinkt er aben in d'Mitternacht.
Johann Peter Hebel (1760 - 1826), deutschsprachiger Dichter aus dem alemannischen Sprachraum Südbadens, evangelischer Theologe und Pädagoge
Quelle: Hebel, J. P., Gedichte. Allemannische Gedichte. Aus: Sonntagsfrühe
Der vorgeschlafene Heilschlaf
Palmström schläft vor zwölf Experten
den berühmten Schlaf vor Mitternacht,
seine Heilkraft zu erhärten.
Als er, da es zwölf, erwacht,
sind die zwölf Experten sämtlich müde.
Er allein ist frisch wie eine junge Rüde!
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer
Quelle: Morgenstern, C., Gedichte. Palmström
Der Schlaf besteht in der Unterdrückung unserer Vorstellungen, die im tiefen Schlaf vollkommen, im Traum unvollkommen ist. Aber die wenigsten denken daran, daß auch selbst während des besten Wachens uns nur äußerst wenige von unseren Vorstellungen gegenwärtig sind, dahingegen die sämtlichen übrigen uns so weniger beschäftigen, wie im Schlafe.
Johann Friedrich Herbart (1776 - 1841), deutscher Pädagoge und Philosoph
Der Mensch ist nur im Schlafe rein
Der Mensch ist nur im Schlafe rein,
wenn entspannt verschlossen ruhn' die Augenlider
und alle Gedanken werden frei.
Denn nur im Dunkel ist er ohne Scham vor eig'nem Sein
erwachet reiner Geist eines jeden Nächtens wieder
auf daß er ohne Trug und Schein-zufrieden, Individuum sei.
© Christian Röhrs (*1986), deutscher Lyriker, Schriftsteller & Journalist
Wie schlafend unterm Flügel ein Pfau den Schnabel hält,
Von luft'gen Vogelträumen die blaue Brust geschwellt,
Geduckt auf einem Fusse, dann plötzlich oft einmal
Im Traume phantasierend das Funkelrad erstellt:
So hing betäubt und trunken, ausreckend Berg und Tal,
Der grosse Wundervogel in tiefem Schlaf, die Welt;
So schwoll der blaue Himmel von Träumen ohne Zahl,
Mit leisem Knistern schlug er ein Rad, das Sternenzelt.
Gottfried Keller (1819 - 1890), Schweizer Dichter und Romanautor
Quelle: Keller, G., Gedichte. Gaselen. Aus: Trost der Kreatur, 1.
Von dem Zukunftsstaat werden auch die Herren Ärzte sehr viel lernen können: er will acht Stunden Schlaf verbürgen. Da werden sicher gesunde Nerven wieder in Mode kommen.
Otto von Leixner (1847 - 1907), eigentlich Otto von Grünberg, deutscher Novellist, Dichter und Literaturgeschichtler
Quelle: Leixner, Aus meinem Zettelkasten. Sprüche aus dem Leben für das Leben, 1896