28 Zitate und 8 Gedichte über Magie, Zauber.
Mondaufgang
In den Wipfeln des Walds,
die starr und schwarz
in den fahlen Dämmerhimmel
gespenstern,
hängt eine große,
glänzende Seifenblase.
Langsam löst sie sich
aus dem Geäst
und schwebt hinauf
in den Äther.
Unten im Dickicht
liegt Pan,
im Munde
ein langes Schilfrohr,
dran noch der Schaum
des nahen Teiches
verkrustet schillert.
Blasen blies er,
der heitere Gott:
die meisten aber
plantzten ihm tückisch.
Nur eine
hielt sich tapfer
und flog hinaus
aus den Kronen.
Da treibt sie schimmernd,
vom Winde getragen,
über die Lande.
Immer höher steigt
die zerbrechliche Kugel.
Pan aber blickt
mit klopfendem Herzen –
verhaltenen Atems –
ihr nach.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer
Quelle: Morgenstern, C., Gedichte. In Phanta's Schloss
Magie ist gleich Wille mal Vorstellung minus Zweifel.
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge
Jedem Zauber wohnt ein Ende inne.
© Alexander Eilers (*1976), Aphoristiker
Quelle: Eilers, Kätzereien, Verlag litblockin 2008
Lehnen im Abendgarten beide,
Lauschen lange nach irgendwo.
»Du hast Hände wie weiße Seide ...«
Und da staunt sie: »Du sagst das so ...«
Etwas ist in den Garten getreten,
Und das Gitter hat nicht geknarrt,
Und die Rosen in allen Beeten
Beben von seiner Gegenwart.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, österreichischer Erzähler und Lyriker; gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne
Der Alchimist
Seltsam lächelnd schob der Laborant
den Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.
Er wußte jetzt, was er noch brauchte,
damit der sehr erlauchte Gegenstand
da drin entstände. Zeiten brauchte er,
Jahrtausende für sich und diese Birne,
in der es brodelte; im Hirn Gestirne
und im Bewußtsein mindestens das Meer.
Das Ungeheuere, das er gewollt,
er ließ es los in dieser Nacht. Es kehrte
zurück zu Gott und in sein altes Maß;
Er aber, lallend wie ein Trunkenbold,
lag über dem Geheimfach und begehrte
den Brocken Gold, den er besaß.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, österreichischer Erzähler und Lyriker; gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne
Quelle: Rilke, Die Gedichte. Nach der von Ernst Zinn besorgten Edition der sämtlichen Werke, Insel Verlag 1957. Neue Gedichte. Der neuen Gedichte anderer Teil, 1908
Magie ist die Kunst, die Dinge zu nutzen,
die die Wissenschaft noch nicht erforscht hat.
© Maz Bour (*1970), Therapeutin für alternative Therapietechniken
Magie ist die Kunst, Aberglauben in Geld zu verwandeln.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
Der Zauberstab ist mir gegeben.
Ich muß ihn nur zu gebrauchen wissen.
Leo Tolstoi (1828 - 1910), Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, russischer Erzähler und Romanautor
Quelle: Tolstoi, Tagebücher. 1900