13 Zitate und 3 Gedichte über Mahnung.
Gute Schuldner mahnen sich selber.
Quelle: Binder (Hg.), Novus thesaurus adagiorum latinorum. Lateinischer Sprichwörterschatz, 1861
Leicht ist's, zu mahnen,
schwer, im Leide stark zu sein.
Euripides (480 - 407 v. Chr.), griechischer Tragödiendichter
Quelle: Euripides, Alkestis, 438 v. Chr
Die leisen Mahner in uns sind die besten Führer; sie finden den Weg auch in Nacht und Nebel.
Emil Gött (1864 - 1908), deutscher Dramatiker
Quelle: Gött, Gedichte, Sprüche, Aphorismen (in: Gesammelte Werke, 1. Band), hg. von Roman Woerner 1910
Mahner haben ein schlechtes Menschenbild, weil sie ihre Eigenart auf die Mitmenschen projizieren.
© Alfred Selacher (*1945), Schweizer Lebenskünstler
Mahnmal: „Das Opfer der Gefallenen ist Mahnung
und Verpflichtung zugleich!“ Aber zu was?
© Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer, Maler
Meist nerven erhobene Zeigefinger, aber wenigstens zeigen sie in die richtige Richtung: Himmel hilf!
© KarlHeinz Karius (*1935), Urheber, Mensch und Werbeberater
Wir sind uns selbst ein Ozean ...
Wir sind uns selbst
ein Ozean, ein unbekanntes Meer,
mit Tiefen, Klippen,
Stränden auch und Brandung rings umher.
Wir brausen auf,
dann sind wir still, sind Heimat uns – und fremd,
weil Winde, Stürme, Hurricane
mal Freund, mal Feind uns sind.
Der Ozean, er formt und treibt
in unbekannte Weiten.
Die Sterne leuchten Wege uns,
die wir doch nie beschreiten.
Wir selbst sind uns ein Ozean,
ein bald sehr totes Meer.
Das Leben dort, Fisch, Krebs und Wal
sind dann, wie wir, nicht mehr.
© Horst Fleitmann (*1951), Verlagskaufmann und Autor
Wie ihr möget die Karten mischen,
Ordnen und wägen, gebet Acht!
Leise tritt ein Ereignis dazwischen,
Das eure Weisheit zu Schanden macht.
Friedrich Rückert (1788 - 1866), alias Freimund Raimar, deutscher Dichter, Lyriker und Übersetzer arabischer, hebräischer, indischer, persischer und chinesischer Dichtung
Quelle: Rückert, Gedichte. Pantheon, Erstdruck 1843. Fünftes Bruchstück. Zahme Xenien. Vierzeilen
Durch die Straßen der Städte,
Vom Jammer gefolget,
Schreitet das Unglück –
Laurend umschleicht es
Die Häuser der Menschen,
Heute an dieser
Pforte pocht es,
Morgen an jener,
Aber noch keinen hat es verschont.
Die unerwünschte
Schmerzliche Botschaft
Früher oder später
Bestellt es an jeder
Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt.
Wenn die Blätter fallen
In des Jahres Kreise,
Wenn zum Grabe wallen
Entnervte Greise,
Da gehorcht die Natur
Ruhig nur
Ihrem alten Gesetze,
Ihrem ewigen Brauch,
Da ist nichts, was den Menschen entsetze!
Aber das Ungeheure auch
Lerne erwarten im irdischen Leben!
Mit gewaltsamer Hand
Löset der Mord auch das heiligste Band,
In sein stygisches Boot
Raffet der Tod
Auch der Jugend blühendes Leben!
Wenn die Wolken getürmt den Himmel schwärzen,
Wenn dumpftosend der Donner hallt,
Da, da fühlen sich alle Herzen
In des furchtbaren Schicksals Gewalt.
Aber auch aus entwölkter Höhe
Kann der zündende Donner schlagen,
Darum in deinen fröhlichen Tagen
Fürchte des Unglücks tückische Nähe.
Nicht an die Güter hänge dein Herz,
Die das Leben vergänglich zieren,
Wer besitzt, der lerne verlieren,
Wer im Glück ist, der lerne den Schmerz.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder. Ein Trauerspiel mit Chören, 1803. Erster Chor
He, Mensch
Ja, ich spreche den an
der nur motzen und maulen kann.
Geht es dir wirklich so schlecht?
Wie mir scheint, ist dir nichts recht.
Schau dich um auf dieser Welt,
bald stellst du fest, dass es dir nicht an vielem fehlt.
Krieg und Zerstörung um uns herum,
macht dich dies nicht stumm?
He Mensch, überdenke deine Sprachwahl,
jenem, der nichts hat, wirst du zur Qual.
Jener ist bestimmt nicht glücklich,
findet sein Leben auch nicht entzücklich.
Glaubst nur an deinen satten Magen,
auch mit Mammon lässt sich's recht gut klagen.
Der nichts von beidem hat, zieht sich zurück sehr leise,
klagt still auf seine bescheidene Weise.
Auch seine Wortwahl gleicht nicht der deinen,
statt zu brüllen und zu schreien, ist ihm mehr nach Weinen.
He Mensch, sei zufrieden mit dem was du besitzt,
dein Gemüt zu Unrecht sich erhitzt.
Penner, Faulenzer und Rosinenpicker,
mit solchen Worten hat man Menschen auf dem Kicker.
Statt darüber nachzudenken, weshalb sie so sind,
man lieber arge Gerüchte um sie spinnt.
Der Voksmund sagt:
„Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.“
Bei Krakeelern lässt sich Anstand meist vermissen.
Erst wenn sie selbst in Not geraten,
erleben sie selbst nie geglaubte Niederlagen.
Schnell sind sie dann selbst zum Schmarotzer abgestempelt,
werden von „alten“ Kumpels nur noch angerempelt.
Begreifen endlich, was sie anderen Menschen angetan,
bekommen zu spüren den Hochmut des eigenen Clan.
© Horst M. Kohl (*1943), ehem. Rettungsassistent, nach Berufsende ehrenamtlich tätig im Sport für behinderte Menschen