53 Zitate und 3 Gedichte über Nachsicht.
Das Leben auf der Erde ist oft ein Meer von Tränen. Nur die Liebe kann diese trocknen. Machen wir uns doch gegenseitig das Leben erträglicher: Lieben wir unseren Nächsten!
© Werner Braun (1951 - 2006), deutscher Aphoristiker
Für das Besserwerden gibt es keine Grenzen. Die Fähigkeit, geduldiger, nachsichtsvoller, mitleidiger, liebreicher zu werden, behält der edel angelegte Mensch bis ans Ende.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916), Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin
Quelle: Ebner-Eschenbach, Aus einem zeitlosen Tagebuch, 1916
Kriegsgerät der Pazifisten: Nachsichtgeräte.
© Michael Richter (*1952), Dr. phil., deutscher Zeithistoriker und Aphoristiker
Quelle: Richter, Wortschatz, Mitteldeutscher Verlag 2007
Familie
(Meinen Brüdern Albert und Heinrich)
Mir wird das Herz so bitterschwer,
hol' ich die alten Bilder her
der Eltern und der Brüder.
Verwehte Jahre ziehn herauf,
vernarbte Wunden wachen auf
und zucken plötzlich wieder.
Der Vater lief von Haus zu Haus
und lief sich fast die Seele aus,
fünf Jungens satt zu kriegen.
Mit einem Fünfzigpfennigbrot
da hat man seine liebe Not...
Zehn Kilo müßt' es wiegen!
Die Mutter immer bleich und krank, -
das ging so Jahr und jahrelang;
wir schlichen nur auf Zehen.
Nur manchmal um ihr Bett herum,
da saßen wir und hörten stumm
die alte Wanduhr gehen.
Dann polterte ein Sarg herein,
der zog den zweiten hinterdrein,
und den schob gleich ein dritter.
Die Tischler hatten guten Lohn,
die Totengräber grüßten schon
und gar die Leichenbitter!
Zwei Brüder sind der ganze Rest;
die andern hält die Erde fest,
die wird nichts wiedergeben.
Wir drei, wir schaun uns oft so an –
Wer weiß, wer morgen von uns dran –
Prost Brüder, ihr sollt leben!
Ludwig Jacobowski (1868 - 1900), dt. Lyriker, Schriftsteller, Publizist; lebte nach einer harten Jugend in Berlin
Wir haben wohl Grund, nachsichtig, mild und verzeihend zu sein, denn wir sind allzumal schwach und sündig und bedürfen der Verzeihung. Und das Zürnen bessert nichts und hält uns nicht; das tut nur Pflichterfüllung und Treue.
Edmund Hoefer (1819 - 1882), deutscher Novellist, war auch Mitbegründer der »Hausblätter«
Quelle: Hoefer, In der Welt verloren. Eine Erzählung, 4 Bde., 1869
Wer ist ohne Mängel? Und wer selbst der Nachsicht bedarf, muß sie auch gewähren. Das ist Menschenpflicht.
Julius Grosse (1828 - 1902), Julius Waldemar Grosse, Pseudonym: Otfried von der Ilm, deutscher Schriftsteller und Theaterkritiker
Quelle: Grosse, Ein Frauenlos, 1888
Nachsicht findet man allein
Nur bei edlen Seelen,
Die noch nicht vergessen haben:
Ich auch konnte fehlen.
Heinrich Martin (1818 - 1872), deutscher Schriftsteller, Pseudonym für Heinrich Martin Jaenicke
Quelle: Martin, Sonnenblumen und Nachtschatten. Spruch-Gedichte, 1865
Sieh, uns beugt der Schmerz, wenn wir nicht Nachsicht üben.
Paul Verlaine (1844 - 1896), französischer Lyriker, hatte enge Verbindung zum Bohème-Milieu, vagabundierte mit A. Rimbaud 1871-73 durch Nordfrankreich, England und Belgien