60 Zitate und 5 Gedichte über Naivität.
Warum ist das Naive schön? Weil die Natur darin über Künstelei und Verstellung ihre Rechte behauptet.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, F., Theoretische Schriften. Kallias oder über die Schönheit. Briefe an Gottfried Körner. 23. Februar 1793
In das Album meiner Frau
In deiner Seele unbeflecktem Adel,
In ihrer Unschuld, wurzeln deine Schwächen,
Und was die Meisten vor gemeinem Tadel
Bewahrt, das ist ihr innerstes Gebrechen.
Es könnte Einer dir das Leben rauben,
Und wäre dir schon halb dein Blut entquollen,
So würdest du ihm noch im Sterben glauben,
Er hätt' dir bloß die Ader öffnen wollen.
Will die Natur die Schönheit rein entfalten,
So darf sie Nichts von ihrem Feind ihr sagen,
Sie kann nur dann das Herrlichste gestalten,
Doch muß sie seinen Untergang auch wagen.
Oft wünscht' ich dir zu deinem vollen Frieden,
Du mögtest in der Brust des Feindes lesen,
Doch weiß ich wohl, es wird dir nicht beschieden,
Denn dieser Mangel trägt dein ganzes Wesen!
Friedrich Hebbel (1813 - 1863), Christian Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker
Quelle: Hebbel, F., Gedichte. Ausgabe letzter Hand, 1857
An irgend einer Stelle der Seele ist jeder naiv.
Walter Calé (1881 - 1904, Freitod), deutscher Lyriker
Quelle: Mauthner (Hg.), Nachgelassene Schriften von Walter Calé, hg. von Fritz Mauthner, Berlin 1910. Aus dem Tagebuch, 1904
Das Naive ist eine Kindlichkeit, wo sie nicht mehr erwartet wird.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, F., Theoretische Schriften. Über naive und sentimentalische Dichtung, Erstdruck (in 3 Teilen) 1795/96
Die Anmut der Naivität ist der Jugend, nicht dem Alter vergönnt.
© Ekkehart Mittelberg (*1938), Literaturwissenschaftler und Herausgeber der Reihe »Klassische Schullektüre« beim Cornelsen Verlag, Berlin