2 Zitate und 2 Gedichte über Oma.
Bei der Großmutter
Wie traulich ist's im stillen Zimmer,
Die Uhr tickt heimlich auf dem Schrank,
Um Blumen spielt der Sonne Schimmer,
Und Tisch und Bank sind spiegelblank.
Im weichen Lehnstuhl sitzt das alte,
Schier achtzigjährige Mütterlein,
Auf welker Stirne Falt' an Falte,
Doch in den Augen Sonnenschein!
Vertraulich schmiegt sich ihrem Schoße
Ein blühend Kinderpärchen an,
Dem sie das Bilderbuch, das große,
Auf vieles Bitten aufgetan.
Nun blühen Märchen aus dem Munde,
Wie Rosen aus dem Dorn erblüh'n,
Die Kleinen lauschen still der Kunde,
Und ihre vollen Wangen glüh'n.
's ist nur ein Bild, doch füllt es immer
Die Augen mir mit Tränentau,
Mir ist, als kennt ich dieses Zimmer,
Die Kinder und die alte Frau.
Julius Sturm (1816 - 1896), Julius Carl Reinhold Sturm, Pseudonym Julius Stern, deutscher Dichter und Liedertexter
Viele Kinder sind deshalb so verzogen, weil man Großmütter nicht übers Knie legen kann.
Adele Sandrock (1864 - 1937), deutsch-niederländische Schauspielerin
Oma für immer
Ein melodischer Singsang
und liebevoll alberne Worte.
Jeden Morgen so geweckt
in den Jahren mit Oma.
Manchmal
war es dem Kind
zu albern.
Doch die Liebe blieb
irgendwo.
Nach langer Zeit,
als die Nacht
nicht Tag werden wollte,
den liebevollen Singsang
gefühlt.
Damit den Tag begonnen -
immer wieder.
Oma für immer.
© Else Pannek (1932 - 2010), deutsche Lyrikerin