30 Zitate und 2 Gedichte über Psychoanalyse.
Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält.
Karl Kraus (1874 - 1936), österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker und Dramatiker
Quelle: Kraus, Nachts. Aphorismen, 1924. III. Zeit
Den sexualanalytischen Erkenntnissen Sigmund Freuds stehe ich kritisch gegenüber. Nach meiner Erfahrung hätte schon die Verwendung eines bequemen Doppelbetts statt einer schmalen Couch zu freundlicheren Perspektiven geführt.
© KarlHeinz Karius (*1935), Urheber, Mensch und Werbeberater
Quelle: Karius, WortHupferl-Edition, WortHupferl-Verlag
Des einen Freud,
des andern Jung!
© Erich Rueß (*1953), Lehrer, Wortzerspanungsmechaniker und wortknausernder Schwabe, hat schon sehr viele seiner Werke verlegt, aber leider nicht wieder gefunden
Ach, ihr Seelendreher,
Ach, ihr Geisterseher,
Kluge Psychologen!
Euch kommt angeflogen,
Was wir nie ergründen:
Unsre dunkeln Sünden,
Unser Weh und Ringen,
Unser Träumen, Singen,
Unser Kämpfen, Gären
Wißt ihr zu erklären.
Ihr kennt wohl Bescheid
Tief in unserm Leid.
Ängsten uns die Hexen,
Sprecht ihr von Komplexen.
Starren aus den Ecken
Fratzen, die uns schrecken,
Quält uns Gott und Satan,
Gleich rückt euer Rat an,
Und prophetisch-pythisch,
Psychoanalytisch
Sucht ihr krumm und grade
Unsre Seelenpfade.
Eure Worte alle
sind die Mausefalle,
Uns mit Speck und Brocken
Aus uns selbst zu locken.
Eure Lehrergesten
Sollen die Gebresten
Unsrer Seele meistern. —
Dringt mit euern Geistern,
Seid ihr noch so weise,
Nicht in unsre Kreise!
Haltet euch bescheiden
Hinter unsern Leiden!
Schleicht nicht wie die Diebe
Uns in Haß und Liebe!
Sonst kann sichs begeben,
Daß wir uns beleben,
Daß sich unsre Hemmung,
Sperrung und Beklemmung
Plötzlich eurer wehrt
Und euch fliegen lehrt,
Werte Psychologen,
In graziösem Bogen.
Erich Mühsam (1878 - 1934 (ermordet im KZ Oranienburg)), dt. Schriftsteller, Anarchist und Pazifist, Hg. der Zeitschriften "Kain" und "Fanal"
Psychoanalytiker nehmen unsere Seele auseinander. – Und wer setzt sie uns wieder zusammen?
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge
Die Couch des Psychoanalytikers ist das Klo für die Seele.
© Sigbert Latzel (*1931), Dr. phil., Germanist, Philosoph, Schriftsteller und Aphoristiker
Quelle: Latzel, Stichhaltiges, J.G. Bläschke Verlag 1983
Kinder psychoanalytischer Eltern welken früh. Als Säugling muß es zugeben, daß es beim Stuhlgang Wollustempfindungen habe. Später wird es gefragt, was ihm dazu einfällt, wenn es auf dem Weg zur Schule der Defäkation eines Pferdes beigewohnt hat. Man kann von Glück sagen, wenn so eins noch das Alter erreicht, wo der Jüngling einen Traum beichten kann, in dem er seine Mutter geschändet hat.
Karl Kraus (1874 - 1936), österreichischer Schriftsteller, Publizist, Satiriker, Lyriker, Aphoristiker und Dramatiker
Quelle: Kraus, Pro domo et mundo, 1912. III. Von Journalisten, Ästheten, Politikern, Psychologen, Dummköpfen und Gelehrten
Die Psychoanalyse ist ein Ersatz der Ohrenbeichte.
Jakob Bosshart (1862 - 1924), Schweizer Schriftsteller und Philologe
Quelle: Bosshart, Bausteine zu Leben und Zeit, posthum hg. von Elsa Bosshart-Forrer, 1929
Psychoanalyse geht immer aufs Konto des Therapeuten.
© Klaus Klages (1938 - 2022), deutscher Gebrauchsphilosoph und Abreißkalenderverleger
Psychoanalyse:
Reiseleitung für Ego-Trips.
© KarlHeinz Karius (*1935), Urheber, Mensch und Werbeberater
Quelle: Karius, WortHupferl-Edition, WortHupferl-Verlag