38 Zitate und 1 Gedicht über Schande.
Wer zieret nû der êren sal?
der jungen ritter zuht ist smal,
sô pflegent die knehte gar unhövescher dinge
Mit worten, und mit werken ouch.
swer zühte hât, der ist ir gouch.
nemt war, wie gar unfuoge für sich dringe.
Hie vor dô berte man die jungen,
die dâ pflâgen frecher zungen:
si schallent unde scheltent reine frouwen.
wê ir huiten und ir hâren,
die niht kunnen frô gebâren
sunder wibe herzeleit!
dâ mac man sünde bî der schande schouwen,
die maneger ûf sich selber leit.
Wer ziert heute den Saal der Ehren?
Der Anstand der jungen Ritter ist dürftig,
und entsprechend treiben die Knappen es ganz wüst
mit Worten wie mit Werken.
Wer Benehmen hat, ist für sie ein Narr.
Seht doch, wie unaufhaltsam die Rohheit vordringt.
früher gab man den Jungen ein paar hinter die Ohren,
die da freche Reden führten:
heute ist es ihr ganzer Stolz!
Sie geben laut an und erniedrigen die Reinheit der Frauen.
Durchprügeln und kahlscheren sollte man sie,
die nicht fröhlich sein können
ohne Frauen Leid zuzufügen.
Hier kann man Sünde und Schande sehen
die so mancher sich selbst auflädt.
Walther von der Vogelweide (um 1170/75 - um 1230), Heimat umstritten, Minnesänger, Spruchdichter und Kreuzzugteilnehmer 1228
Kein Laster bedeckt den Mann so mit Schande, als falsch und treulos befunden zu sein.
Francis Bacon (1561 - 1626), 1. Viscount St. Albans, Baron von Verulam, englischer Philosoph, Jurist und Staatsmann, gilt als Wegbereiter des Empirismus und entwarf eine Methodologie der Wissenschaften
Quelle: Bacon, Essays oder praktische und moralische Ratschläge (The Essayes or Counsels, Civill and Morall), 1597 (1612 und 1625 um neue Essays erweitert)
Sie fangen an, mir in die Karten zu sehen, und die Schande klopft seit kurzem zu oft an meine Tür.
William Shakespeare (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
Quelle: Shakespeare, Ende gut, alles gut (All's Well That Ends Well), 1602/1603, Erstdruck 1623
Wer in Ehren ergraut ist, kann durchaus noch in Schanden weiß werden.
© Gerd W. Heyse (1930 - 2020), auch: Ernst Heiter, deutscher Schriftsteller und Aphoristiker
Quelle: Heyse, Gedanken-Sprünge, Eulenspiegel Verlag 1988
Hon(n)i soit, qui mal y pense!
Schande dem, der schlecht davon denkt!
Quelle: Inschrift. Inschrift des englischen Hosenbandordens, gestiftet 1344
Die Schande nimmt ab mit der wachsenden Sünde.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua, 1782. 3. Akt, 2. Auftritt, Fiesco
Wer seines Nächsten Schande sucht,
Wird selber seine Schande finden!
Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781), deutscher Schriftsteller, Kritiker und Philosoph der Aufklärung
Quelle: Lessing, G. E., Fabeln. Fabeln und Erzählungen, Ausgabe 1771. Aus: XII. Der Eremit
Die Schande besteht nicht in der Strafe, sondern in dem Verbrechen.
Johann Gottfried von Herder (1744 - 1803), deutscher Kulturphilosoph, Theologe, Ästhetiker, Dichter und Übersetzer
Quelle: Herder, Liebeskind, Krummacher (Hg.), Palmblätter. Erlesene morgenländische Erzählungen für die Jugend, 4 Bde., 1786-1800. Aus: Die geprüfte Treue
Man vergißt aber auch eine Schande oft so leicht, daß man durch diese Gleichgültigkeit, wenn auch unbewußt, neue auf sich häuft.
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues (1715 - 1747), französischer Philosoph, Moralist und Schriftsteller