71 Zitate und 2 Gedichte über Selbstsucht.
Der Selbstsüchtige meint selbstherrlich frei zu sein und ist doch nur der Knecht seiner Begierden, die ihn fortreißen. Alle einzelnen Triebe machen sich als die allein berechtigten gelten und walten nacheinander im Gemüte blind und wild, ordnungslos. So zerrüttet der Selbstsüchtige sich selbst und seine Welt.
Moritz Carrière (1817 - 1895), deutscher Philosoph und Schriftsteller
Wer nur selbstsüchtig ist, der mag noch so gescheit sein, er kann den Zusammenhang der menschlichen Dinge nicht durchschauen.
Heinrich von Treitschke (1834 - 1896), deutscher Historiker, Vertreter der kleindeutsch-preußischen Richtung und des Machtstaates
Für nichts haben die Menschen einen feineren Instinkt und eine größere innere Abneigung als für die Selbstsucht. – Wer einen starken Einfluß auf die Menschen gewinnen will, der muß schlechterdings nicht viel an sich denken und wenig für sich suchen.
Carl Hilty (1831 - 1909), Schweizer Staatsrechtler und Laientheologe
In ihrer untätigen Gestalt zeigt sich die Selbstsucht als Neid gegen andere Menschen, in tätiger Gestalt als Herrschsucht über die Menschen, als Habsucht gegenüber den Dingen.
Franz von Holtzendorff (1829 - 1889), deutscher Rechtswissenschaftler und Kirchenpolitiker
Selbstsüchtig: ohne Rücksicht auf die Selbstsucht anderer.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
O heischt nicht, daß man kühl und achtsam
im Grenzbild seiner Kräfte lebt
und daß man niemals unbedachtsam
das eigene Können überstrebt.
Der Selbstvergrößerung Rausch und Wonne
erhält lebendig mich und dich -
denn jeder braucht wie Luft und Sonne,
den Aberglauben an sein Ich.
Oscar Blumenthal (1852 - 1917), deutscher Theaterkritiker, Theaterleiter und Possenschreiber
Selbstsucht ist der größte Fluch des menschlichen Geschlechts.
William Ewart Gladstone (1809 - 1898), englischer Pazifist und Politiker, seit 1867 Führer der Liberalen im Unterhaus
Das bist du
Aus geheimstem Lebensgrunde
Raunt es mahnend immerzu:
Schlag dem andern keine Wunde,
Denn der andre – das bist du!
Wie du kränkst, so mußt du kranken,
Unser Ich ist Wahn und Pein.
Schließ' in deiner Selbstsucht Schranken
Alles, was da atmet, ein.
Isolde Kurz (1853 - 1944), Isolde Maria Klara Kurz, dt. Schriftstellerin und Übersetzerin
Quelle: Kurz, Gesammelte Werke, 6 Bde., 1925. Erster Band (Gedichte)
Die Eigenliebe läßt uns sowohl uns're Tugenden als uns're Fehler viel bedeutender, als sie sind, erscheinen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 4. Buch, 12. Kap.