152 Zitate und 10 Gedichte über Spiel, Spielen.
Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, F., Theoretische Schriften. Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, 1793-1794. 15. Brief
Die seltsamen Menschen
Ein Mann, der in der Welt sich trefflich umgesehn,
Kam endlich heim von seiner Reise,
Die Freunde liefen schaarenweise,
Und grüßten ihren Freund; so pflegt es zu geschehn,
Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele
Dich hier zu sehn, und nun: Erzähle!
Was ward da nicht erzählt? Hört, sprach er einst, ihr wißt,
Wie weit von uns'rer Stadt zu den Huronen ist,
Eilfhundert Meilen hinter ihnen,
Sind Menschen, die mir seltsam schienen,
Sie sitzen oft bis in die Nacht,
Beisammen vest auf einer Stelle,
Und denken nicht an Gott und Hölle.
Da wird kein Tisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht,
könnten um sie her die Donnerkeile blitzen,
Zwei Heer' im Kampfe stehn; sollt auch der Himmel schon
Mit Krachen seinen Einfall drohn,
Sie blieben ungestöret sitzen.
Denn sie sind taub und stumm, doch läßt sich dann und wann
Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören,
Der nicht zusammen hängt, und wenig sagen kann,
Ob sie die Augen schon darüber oft verkehren.
Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen,
Denn wenn dergleichen Ding geschieht,
So pflegt man öfters hinzugehen,
Daß man die Leute sitzen sieht.
Glaubt, Brüder! daß mir nie die gräßlichen Geberden
Aus dem Gemüthe kommen werden,
Die ich an ihnen sah; Verzweiflung, Raserei,
Boshafte Freud' und Angst dabei,
Die wechselten in den Gesichtern.
Sie schienen mir, das schwör' ich euch,
An Muth den Furien, an Ernst den Höllenrichtern,
An Angst den Missethätern gleich.
Allein, was ist der Zweck? so fragten hier die Freunde,
Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde?
Ach nein! So suchen sie vielleicht des Zirkels Viereck finden?
Nein! So bereun sie alte Sünden?
Das ist es alles nicht So sind sie gar verwirret,
Wenn sie nicht hören, reden fühlen,
Noch sehn, was thun sie denn?
Sie spielen.
Magnus Gottfried Lichtwer (1719 - 1783), deutscher Schriftsteller und Regierungsrat, schrieb von Christian Fürchtegott Gellert beeinflusste Fabeln
Der Welt Comedien-Spiel
Die Welt spielt manches Spiel;
Sie spiele, was sie wil,
Sind Narren immer viel.
Friedrich von Logau (1605 - 1655), Pseudonym: Salomon von Golaw, deutscher Dichter des Barocks aus schlesischem Adelsgeschlecht
Quelle: Logau, Sämmtliche Sinngedichte, 1872 (EA: 1654). Originaltext
Ein Spiel ist erst dann ein Spiel, wenn man merkt, daß hier nicht gespielt wird!
© Arthur Feldmann (1926 - 2012), österreichisch-jüdischer Schriftsteller, 1939 Emigration nach Israel als Aharon Shadmoni, 1956 als André Chademony in Frankreich eingebürgert
Quelle: Feldmann, Kurznachrichten aus der Mördergrube oder Die große Modeschau der nackten Könige, 1993
Das Wort »Spiel« ist ein furchtbar kommuner Ausdruck – doch was uns allen gemeinsam ist und jeden von jedem jederzeit trennt, kann unmöglich besser beschrieben werden.
© Billy (1932 - 2019), eigentlich Walter Fürst, Schweizer Aphoristiker
Quelle: Billy, Wir Kleindenker – Ein Plädoyer für die Einfalt und Vielfalt des Denkens, Books on Demand 2006
Ein Spiel ist kein Spiel mehr, wenn es mit zu großem Ernst betrieben wird.
© Willy Meurer (1934 - 2018), deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist, M.H.R. (Member of the Human Race), Toronto
Keine Leidenschaft kann so weit führen, keine kann den Jüngling, den Mann und ganze Familien in ein grenzenloseres Elend stürzen, keine den Menschen in eine solche Kettenreihe von Verbrechen und Lastern verwickeln als die vermaledeite Spielsucht. Sie erzeugt und nährt alle nur ersinnlichen unedeln Empfindungen: Habsucht, Neid, Haß, Zorn, Schadenfreude, Verstellung, Falschheit und Vertraun auf blindes Glück; sie kann zu Betrug, Zank, Mord, Niederträchtigkeit und Verzweiflung führen und tötet auf die unverantwortlichste Weise die goldne Zeit.
Adolph Knigge (1752 - 1796), Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge, deutscher Jurist, Beamter, Satiriker und Aufklärer
Quelle: Knigge, Über den Umgang mit Menschen, Erstdruck 1788, hier nach der 3. erweiterten Auflage von 1790. Dritter Teil, 7. Kapitel, 3.
Du gewinnst das Spiel einfacher, wenn du dem Gegenspieler die Meinung läßt, er habe leichtes Spiel mit dir.
© Willy Meurer (1934 - 2018), deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist, M.H.R. (Member of the Human Race), Toronto
Der Schachspieler – ein Geist,
der ein Brett vor dem Kopf hat.
© Reiner Klüting (*1955), deutscher Gymnasiallehrer und Aphoristiker
Quelle: Potthoff/Vogt/Klüting, Leitkultur? Kultur light! Aphoristisches Wörterbuch zur Kulturkritik, Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer 2007