680 Zitate und 143 Gedichte über Sterben.
In der Tat also [...] trachten die richtig Philosophierenden danach zu sterben, und der Tod ist ihnen unter allen Menschen am wenigsten furchtbar.
Sokrates (470 - 399 v. Chr.), griechischer Philosoph
Quelle: Platon, Phaidon, entstanden um 380 v. Chr. 67e. Übersetzt von Friedrich Schleiermacher (1809)
Die Stunde, nach der ich verlangte, ist nun gekommen.
Teresa von Avila (1515 - 1582), Teresa de Jesús, eigentlich Teresa de Cepeda y Ahumada, genannt Teresa die Große, spanische Mystikerin, reformierte den Karmeliterorden, katholische Heilige
Die Sterblichkeit wirbt für ein menschlicheres Leben.
© Manfred Hinrich (1926 - 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller
Aus!
Einmal müssen zwei auseinandergehn;
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn – –
einmal gabelt sich jeder Weg – und jeder geht allein –
wer ist daran schuld?
Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit.
Jedes trägt den andern mit sich herum –
etwas bleibt immer zurück.
Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkühlt –
Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab –:
ein neuer Mensch.
Jeder geht seinem kleinen Schicksal zu.
Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht nun mit stockendem Fuß,
vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und ohne Gruß
in ein fernes Land.
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (später umbenannt in "Die Weltbühne"), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik
Quelle: Tucholsky, Werke 1907-1935. In: Uhu, 01.02.1930, Nr. 5 (Theobald Tiger)
Armes Herz, was klagst du?
Oh, auch du gehst einst zur Ruh'
Was auf Erden, muß vergehen! -
"Gibt es wohl ein Wiedersehen?",
fragt das Herz in bangem Schmerz
Glaub, daß ich dich wiederseh,
tut auch heut das Scheiden weh!
Karl Herloßsohn (1804 - 1849), eigentlich Borromäus Sebastian Georg Karl Reginald Herloß, deutscher Schriftsteller, Journalist und Enzyklopädist
Bald
Es währt noch eine kurze Weile,
daß du durch diese Straße gehst
hinauf, herab die lange Zeile,
und manchmal grüßend stillestehst.
Bald wird der ein' und andre sagen:
Den Alten sehen wir nicht mehr,
er ging an kalt' und warmen Tagen
doch hier sein Stündchen hin und her.
Es sei! Des Lebens volle Schalen
hab ich geneigt an meinen Mund,
und auch des Lebens ganze Qualen
hab ich geschmeckt bis auf den Grund.
Getan ist manches, was ich sollte,
nicht spurlos laß' ich meine Bahn;
doch manches, was ich sollt' und wollte,
wie manches ist noch ungetan!
Wohl sinkt sie immer noch zu frühe
herab, die wohlbekannte Nacht,
doch wer mit aller Sorg und Mühe
hat je sein Tagewerk vollbracht!
Schau um dich! Sieh die hellen Blicke,
der Wangen jugendfrisches Blut,
und sage dir: In jede Lücke
ergießt sich junge Lebensglut.
Es ist gesorgt, brauchst nicht zu sorgen;
mach Platz, die Menschheit stirbt nicht aus.
Sie feiert ewig neue Morgen,
du steige fest ins dunkle Haus!
Friedrich Theodor von Vischer (1807 - 1887), deutscher Philosoph, Lyriker, Erzähler und Ästhetiker
Wenn man von Anfang an über das Sterben nachdenkt,
kann dies in der Stunde des Todes wirklich helfen.
© Dalai Lama (*1935), (Das Lächeln des Himmels), eigentlich Tenzin Gyatso, 14. geistiges und politisches Oberhaupt der Tibeter, wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis Seiner Heiligkeit
Im Tode sehen wir edle Menschen oft noch einmal in heißer Liebe aufglühen, wie ein herbstliches Blatt, das sich mit schöner purpurner Röthe färbt, bevor es niederfällt.
Julie Eyth (1816 - 1904), geb. Julie Capoll, deutsche Schriftstellerin, 1842-1853 freie Mitarbeiterin des christlichen Jahrbuchs „Christoterpe“, in dem sie ihre pietistisch geprägten Aphorismen veröffentlichte, Verfasserin der erstmals 1852 anonym herausgegebenen 'Bilder ohne Rahmen'
Quelle: Eyth, Bilder ohne Rahmen. Aus den Papieren einer Unbekannten mitgetheilt – nicht von ihr selbst, 1852 (8. Auflage 1894) (anonym)