69 Zitate und 32 Gedichte über Sterne.
Kluge Sterne
Die Blumen erreicht der Fuß so leicht,
Auch werden zertreten die meisten;
Man geht vorbei und tritt entzwei
Die blöden wie die dreisten.
Die Perlen ruhn in Meerestruhn,
Doch weiß man sie aufzuspüren;
Man bohrt ein Loch und spannt sie ins Joch,
Ins Joch von seidenen Schnüren.
Die Sterne sind klug, sie halten mit Fug
Von unserer Erde sich ferne;
Am Himmelszelt, als Lichter der Welt,
Stehn ewig sicher die Sterne.
Heinrich Heine (1797 - 1856), Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons
Quelle: Heine, H., Gedichte. Neue Gedichte. Zur Ollea, 9.
Sternschnuppe
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,
aus weiten, unbekannten Fernen.
Ging unter er in dunkle Nacht?
Blieb er am Himmel bei den Sternen?
Ist's eine Welt, die im Entstehn
sich Kraft und Stoff zu holen strebte?
War's eine Welt, die im Vergehn
durchs Leuchten sich zu Ende lebte?
Das werdet ihr vielleicht,
vielleicht eure Rohre noch ergründen,
jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,
kann nur der Glaube euch verkünden.
Karl May (1842 - 1912), eigentlich Carl Friedrich May, Pseudonym Karl Hohenthal; dt. Jugendschriftsteller
… und nüt stoht still. Hörsch nit, wie's Wasser ruuscht,
und siehsch am Himmel obe Stern an Stern?
Me meint, vo alle rüehr si kein, und doch
ruckt alles witers, alles kunnt und goht.
Johann Peter Hebel (1760 - 1826), deutschsprachiger Dichter aus dem alemannischen Sprachraum Südbadens, evangelischer Theologe und Pädagoge
Quelle: Hebel, J. P., Gedichte. Aus: Die Vergänglichkeit
Sterne sind Gottestänzer.
Peter Hille (1854 - 1904), deutscher sozialistischer Dichter, Aphoristiker und mystischer Träumer
Quelle: Hille, Gestalten und Aphorismen, in: Gesammelte Werke von Peter Hille, Band 2, hg. von seinen Freunden 1904 (posthum)
Die Sterne lügen nicht.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805), Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller, deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Quelle: Schiller, Wallenstein (Trilogie), entstanden 1796-1799; Erstdruck 1800. Wallensteins Tod, 1799. 3. Akt, 9. Auftritt, Wallenstein
Sternen-Moral
Vorausbestimmt zur Sternenbahn,
Was geht dich, Stern, das Dunkel an?
Roll' selig hin durch diese Zeit!
Ihr Elend sei dir fremd und weit!
Der fernsten Welt gehört dein Schein:
Mitleid soll Sünde für dich sein!
Nur ein Gebot gilt dir: sei rein!
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Quelle: Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft (La gaya scienza), 1882 (ergänzt 1887). Scherz, List und Rache. Vorspiel in deutschen Reimen
Unter Sternen
Wende dich, du kleiner Stern,
Erde! wo ich lebe,
Daß mein Aug', der Sonne fern,
Sternenwärts sich hebe!
Heilig ist die Sternenzeit,
Öffnet alle Grüfte;
Strahlende Unsterblichkeit
Wandelt durch die Lüfte.
Mag die Sonne nun bislang
Andern Zonen scheinen,
Hier fühl' ich Zusammenhang
Mit dem All' und Einen!
Hohe Lust! im dunkeln Tal,
Selber ungesehen,
Durch den majestät'schen Saal
Atmend mitzugehen!
Schwinge dich, o grünes Rund,
In die Morgenröte!
Scheidend rückwärts singt mein Mund
Jubelnde Gebete
Gottfried Keller (1819 - 1890), Schweizer Dichter und Romanautor
Quelle: Keller, G., Gedichte. Frühe Fassung, ersch. 1846
Hänge dein Leben an einen Stern, und die Nacht wird dir nicht schaden.
© Phil Bosmans
(1922 - 2012), belgischer Ordenspriester, Telefonseelsorger und Schriftsteller (›der moderne Franziskus‹).
Die Texte von Phil Bosmans liegen in deutscher Sprache im Verlag Herder vor, (c) Verlag Herder GmbH, Freiburg.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Was in den Sternen geschrieben steht, möchte ich zwar wissen, aber noch lieber, wer es geschrieben hat.
© Peter F. Keller (*1949), Schweizer Autor
Sternengeflüster.
Träume neigen sanft ihr Haupt
zu Gottes Segen.
© Helga Schäferling (*1957), deutsche Sozialpädagogin